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Zwei Welten, die viele Meilen voneinander entfernt sind!

Als Eva Doser vor knapp zehn Monaten nach Amerika ging, war sie voller Euphorie. Sie wollte reifer werden, neue Menschen kennenlernen und vor allem die Möglichkeit haben zu singen. Gesungen hat sie, aber nicht irgendetwas, sondern die amerikanische Nationalhymne, und das vor vielen tausenden Menschen. Mit ihrem Video auf YouTube hat sie schon fast 1.000 Aufrufe. Darauf bildet sie sich nichts ein. „Das freut mich, das ist schön“, meint sie nur lächelnd. Vieles, was sie sich vor zehn Monaten vorgenommen hat, ist in Erfüllung gegangen. „Auf Einiges hätte ich auch gerne verzichtet. Doch auch das hat mich meinem Ziel näher gebracht. Ich habe fürs Leben gelernt“, erzählt sie. Jetzt ist sie wieder in Füssen und es ist fast wieder so wie vor zehn Monaten. Aber eben nur fast. Füssen aktuell sprach mit der 16-Jährigen über die Sehnsüchte und Heimwehs.

Wie ist Schule in Amerika?
Anders, aber mir hat es gut gefallen. Es ist so, wie man es in den Filmen sieht. Es gibt dort ein „School Spirit“, dass die Schüler verbindet. Amerika ist sehr patriotisch und das ist der kleine Patriotismus in der Schule. Man ist stolz auf seine Schule, auf sein Land und das verbindet.

Hattest Du Eingewöhnungsprobleme?
Am Anfang ja, weil meine erste Gastfamilie nicht nett war. Aber nachdem ich die Familie gewechselt habe, war alles ok. Ich habe mich dann auch sehr wohl gefühlt, weil ich ein Teil meiner Gastfamilie wurde. Natürlich hat man am Anfang Heimweh. Mir  fehlte diese Vertrautheit. Zum Glück konnte ich mit meiner Familie und Freunden telefonieren und skypen. Wenn das schlimme Heimweh vorbei ist, dann freut man sich auf die Zeit, die kommt und geniesst es einfach.

Jetzt vermisst Du wahrscheinlich die Menschen in Odenville?
Ja. Füssen ist für mich die schönste Stadt und ich bin heimatverbunden, aber nichtsdestotrotz habe ich mir dort in den zehn Monaten ein anderes Leben aufgebaut. Und von diesem Leben bin ich jetzt in Füssen 4.842 Meilen entfernt.

Das hört sich sehnsuchtsvoll an!
Ach, das sieht jetzt so aus. Es sind einfach zwei Welten, die so viele Meilen voneinander entfernt sind. Nächstes Jahr wird uns meine Gastfamilie in Füssen besuchen kommen. Darauf freue ich mich sehr.

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Hattest Du dort die Möglichkeit gehabt zu singen?
Die Wände in Amerika sind so dünn, dass man alles hört. Ich habe aus Repekt vor anderen Leuten die Singerei ziemlich zurück geschraubt.

Wie kam es, dass Du dann trotzdem die Möglichkeit zum Singen bekommen hast?
Ein Freund von mir in der Schule wollte unbedingt, dass ich vorsinge. Also habe ich nach dem Unterricht ganz leise im Korridor gesungen. Das hat der Schuldirektor gehört und fragte dann gleich: Wer war das? Ich traute mich nicht zu sagen, dass ich das war, bis er sagte, dass sich das richtig gut angehört hat. Ich habe mich sehr gefreut über dieses Kompliment. Der Direktor bat mich dann, die Nationalhymne bei verschiedenen Veranstaltungen zu singen. Und ich habe zugesagt.

Was ist das für ein Gefühl als deutsche Austauschschülerin die amerikanische Nationalhymne zu singen?
Es war ein tolles Gefühl und es war mir eine Ehre, weil in Amerika nichts beginnt  ohne die Nationalhymne und man darf da keinen Fehler machen.

Haben Dich die zehn Monate in Amerika verändert?
Ja. Ich sehe viele Dinge anders als vorher. Ich nehme gerne Herausforderungen an und für mich persönlich bin ich weiter gekommen, selbstständiger geworden und natürlich auch erwachsener.

In unserem Gespräch vor zehn Monaten hast Du gesagt, dass Du später auf die FOS gehen möchtest. Ist der Wunsch noch da?
Das möchte ich immer noch. Was danach sein wird, weiss ich nicht so genau. Es ist noch alles offen. Ich lasse mich einfach überraschen.

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Und wann können wir Dich singen hören?
Am Stadtfest in Füssen. Am 13.  und 14. August. Ich freue mich schon darauf.

Herzlichen Dank für das Gespräch
Ich Danke Dir.

Text: Sabina Riegger · Bilder: Privat

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