Menschen

„Wir waren dabei und das zählt“

„Höre die Stille“, ein Film mit Lars Doppler wird auf dem Filmfestival in Shanghai nominiert

Stellen Sie sich vor, ein Freund ruft Sie an und sagt Ihnen, dass Ihre Arbeit unter zig anderen eingesandten für einen Preis nominiert wurde.  Kein gewöhnlicher Preis. Oh nein, es geht um viel mehr. Sehr viel mehr. Es geht um Anerkennung für das, was man geleistet hat. Wie reagiert man da? „Man nimmt es erst einmal gar nicht wahr“, erzählt Lars Doppler, der diese Situation vor ein paar Wochen erlebt hat. Regisseur Ed Ehrenberg rief an und sagte: „Hey, hast Du schon einmal was vom Filmfestival in Shanghai gehört? Wir laufen dort im Wettbewerb. – Die Nachricht hab ich erst einmal verdauen müssen und dann rief ich gefühlte 1.000 Leute an, um ihnen das zu erzählen. Die haben sich mit mir gefreut.“

Lars Doppler ist in Füssen kein Unbekannter. Er ist der „Kinomann“. Ihm gehört das Alpenfimtheater, er ist Schauspieler und Dozent. Gemeinsam mit Ed Ehrenberg und weiteren Absolventen seiner Schauspielschule drehten sie den Film „Höre die Stille“. Es ist eine Geschichte von Männern und Frauen zur Zeit des deutschen Überfalls auf die Sowjetunion 1941. Sie erzählt über den Verlust der Unschuld in Kriegszeiten, der brutale Präventivschläge nach sich zieht, bei denen die Menschen sich selbst zu Gliedern einer Kette eines unaufhaltsamen Gewaltkreislaufes machen. Für Lars Doppler ist es ein untypischer Festival-Film. Aber wer sich schon einmal den Trailer angeschaut hat, weiß, warum der Film von 600 eingereichten Filmen unter den 14 Nominierten war. Darunter auch ein Film mit Veronika Ferres und Hannelore Elsner. 13 von 20 Darstellern des Films folgten der Einladung des deutschen Konsuls nach Shanghai, auch Lars Doppler. „Es war ein Erlebnis, das kann man gar nicht so beschreiben“, erzählt der Schauspieler. „Wenn wir an der großen Filmwand unterschrieben haben, dann ging ein Blitzgewitter los. Die Zuschauer fotografierten mit ihren Handys und wollten Autogramme. Man kann es nicht wirklich wahrnehmen und man grinst nur bis über beide Ohren“, so Doppler. Er war mit Stars wie Bradley Cooper, Ian McKellen und Jackie Chan in einem Raum. Sie waren alle bei der großen Show dabei, die später im Fernsehen übertragen wurde. „Die Medienpräsenz ist enorm, überall hängen Banner und Plakate vom Festival“, so Doppler und zeigt Bilder von der Show und dem großen, prunkvollen Theaterhaus, auch vom roten Teppich, über den nicht jeder laufen kann. Höchstens vier Mitgliedern eines Films ist es gestattet, sich auf dem roten Teppich zu präsentieren. Wie und was gesagt werden darf ist genau vorgeschrieben.

„Höre die Stille“ ist der einzige, deutsche Film ohne Filmförderung. Alle 14 nominierten Filme hatten Co-Produktionen und Filmförderungen aus anderen Ländern. Produziert wurde das Low-Budget Drama von Lou Binder von der Filmakademie München. „Jeder von uns hatte eine doppelte Funktion am Set gehabt. Wenn ich zurück denke, unter welchen Voraussetzungen wir gedreht haben, muss man sagen, dass es eine herausragende Leistung war“, beschreibt Doppler die Dreharbeiten. Dass es den Zuschauern gefiel, bewiesen die fünf Vorstellungen, die ausverkauft waren. „Es wurde uns gesagt, dass die Zuschauer zwei Mal klatschten. Anscheinend ist das nicht üblich. Die Chinesen klatschen entweder gar nicht oder nur einmal“, erklärt Lars Doppler. Dass ihr Film ohne einen Preis ausging, ist für den Geschäftsmann und Schauspieler nicht tragisch. „Wir waren dabei und das zählt“, sagt er. Den goldenen Pokal holte sich der chinesische Art-House Film „De Lan“.

Irgendwann wird der Film auch in den deutschen Kinos gezeigt werden. Doch bis dahin wird der Filmstreifen noch auf einigen Festivals zu sehen sein. Unter anderem in Frankreich auf dem „One Country One Film“, wo „Höre die Stille“ Deutschland vertritt.

Text: Sabina Riegger · Bilder: privat

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