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Ein kulinarisches Museum mit persönlicher Geschichte

Restaurant „Zur Geierwally“ in Elbigenalp im Lechtal feiert 40-Jähriges

Als Guido Degasperi am 28. Juni 1978 seine Urbanstube eröffnete, war noch lange nicht ersichtlich, was aus der Imbisstube werden würde. „Ich war immer einer, der verrückte Sachen machte“, erzählt Degasperi. Einige Lechtaler können sich noch an die legendären Partys erinnern. Die Schaumparty war die erste im Lechtal und bei der Beach-Party wurden drei Kubik Sand in die Urbanstube ausgeladen. Degasperi erinnert sich noch ganz genau an die Anfangszeiten. Als alleinerziehender Vater von zwei Kindern nahm er sich trotz seiner Gastronomie die Zeit heraus, mit seinen Kindern vor dem Zubettgehen zu singen und zu beten. Sein inniges Verhältnis zu ihnen ist geblieben, auch die Gewohnheit fast täglich gemeinsam zu essen, mit Enkelkindern und ihren Partnern.

In Vielem war der Lechtaler Vorreiter.  Sein Restaurant „Zur Geierwally“, das jetzt sein 40-jähriges Bestehen feiert, ist ein kulinarisches Museum geworden. Trachten, Gemälde, Schriftstücke, Antiquitäten und Zeichnungen von Josef Anton Falger zieren die Gaststuben. Die „Himmelspforte“, die eigentliche Eingangstüre ins Restaurant, ist die alte Kirchentüre aus Bach. Auch die Eingangstüre zum Geierwally Restaurant hat geschichtlichen Hintergrund. Josef Anton Falger wird die Türklinke schon oft gedrückt oder gar an der Tür geklopft haben. Denn die gehörte zum Haus von Falgers Schwiegervater, der nur ein Haus unter dem des Restaurants lebte – im Haus Nr. 39 in Elbigenalp.

Im Lechtal ist Guido Degasperi ein Unikat und in Tirol schätzt man sein Wissen um die Trachten. Denn wenn es um die Geschichte und das Lechtal geht, ist er der richtige Ansprechpartner. Dabei sollte man sich von seinem Äußeren gar nicht beirren lassen. Das rockige Outfit gehört zu ihm wie seine Lechtaler Trachten, die er allesamt besitzt.  Er ist ein Mann der die Geschichte liebt, sie aufsaugt wie ein Schwamm, um sie dann so zu erzählen, dass der Zuhörer das Gefühl hat bei der Erzählung dabei gewesen zu sein. Auf seinen Namen ist der Tiroler stolz. Schließlich stammt er aus der Linie Alcide De Gasperi, der am 5. September 1946 das Pariser Abkommen unterzeichnet hat. Dieser Vertrag garantiert den Schutz der kulturellen Eigenart der deutschsprachigen Bevölkerung in der Region Trentino-Südtirol.

Die Ideen gehen Guido Degasperi noch lange nicht aus. Er ist ein Lechtaler, der Tradition mit modernen Ansichten wunderbar kombiniert. Das ist auch auf seiner Speisekarte sichtbar. Neben den traditionellen Schlutzkrapfen gibt es nun auch vegane. Ein ganz besonderes Highlight sind die Abende am offenen Kochherd. Der Lechtaler ist übrigens auch Kulturführer von Elbigenalp und kann für eine Führung durch Elbigenalp gebucht werden.

Text: Sabina Riegger· Bild: Peter Kaufmann

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