Menschen

Füssens neuer Museumsleiter Anton Englert

Von Wikingern und der Seefahrt zum Barock und den Bergen

Für Anton Englert hat sich in den letzten Monaten so einiges verändert. „Die Bergwelt wie auch die maritime Welt haben mich schon immer gleichermaßen fasziniert. Nach der langen Zeit an der dänischen Küste dachte ich, dass das Wetter nur dort so unterschiedlich und rau sein kann. Jetzt merke ich, dass auch hier das Wetter die Berge jeden Tag anders aussehen lässt. Es ist eine sehr große Freude für mich, wieder in Sichtweite des Säulings zu leben.“ Aufgewachsen war Englert in der Lechstadt, sein Vater lehrte jahrzehntelang am Füssener Gymnasium. Nach seinem Abitur und seiner Zeit bei der Bundeswehr ging Anton Englert am Bodensee in eine Bootsbauerlehre, musste dabei auch zweimal jährlich die Berufsschule im gut 800 Kilometer entfernten Travemünde besuchen. Die Lehre schloß er dann an der Ostseeküste in einer Fischkutterwerft ab.

„Mein geschichtliches Interesse war schon immer groß, deswegen wollte ich auch noch mehr über den Holzbootsbau erfahren. Mein Weg hat mich dann als Bootsbauergeselle nach England gebracht. Dort hab ich dann als Yachtskipper eine richtige seemännische Ausbildung bekommen. Das war eine sehr prägende Zeit für mich.“ An der Universität in Kiel studierte Anton Englert anschließend Ur- und Frühgeschichte sowie Volkskunde. Seine Magisterarbeit, die sich mit einem Schiffswrack beschäftigte, öffnete ihm dann die Tür zum Maritim-archäologischen Forschungszentrum des Dänischen Nationalmuseums. „Dort hab ich die Möglichkeit bekommen, über drei Jahre hinweg meine Doktorarbeit zu schreiben. Es ging über hochmittelalterliche Lastschiffe in Dänemark.“ Durch diese wissenschaftliche Ausbildung erhielt Anton Englert anschließend eine Stelle am Wikingerschiffmuseum in Roskilde, wo er bis letztes Jahr als Forschungsleiter beschäftigt war.

Insgesamt verbrachte der Füssener nun ganze 18 Jahre in Dänemark, wo er auch seine Frau fand und heiratete. Englert nahm an Ausgrabungen teil, hielt Seminare, unterrichtete Studenten und publizierte. Die Stellenausschreibung der Stadt Füssen hatte er via Internet bekommen, die Entscheidung, sich darauf zu bewerben, war schnell gefallen. „Das Wappen der Stadt, in der ich aufgewachsen bin, dazu eine Stellenbeschreibung, die genau meiner Ausbildung entsprach, das hat mich sehr gerührt. Mir war schnell klar, dafür möchte ich meine Segel setzen. Auch meiner Frau hat die Idee von Anfang an gefallen.“ Der Sprung aus der skandinavischen Peripherie zurück in die mitteleuropäischen Alpen fiel Anton Englert auch nicht wirklich schwer, „zumal auch die Verbindung zur mediterranen Welt im Füssener Raum sehr stark zu spüren ist. Das sieht man sehr gut an unserem Kloster, Johann Jakob Herkomer hatte sich selbst in Venedig ausgebildet und den neuesten italienischen Baustil hierher gebracht.“

Füssens neuer Museumsleiter hat sich mittlerweile gut eingelebt. Schon seit Anfang des Jahres hat er dem scheidenden Kulturamtsleiter Thomas Riedmiller über die Schultern geschaut, um die Aufgaben rund um das Museum zu übernehmen. „Das wertvolle an den beiden Füssener Museen, dem Kloster und dem Hohen Schloss ist, dass wir hier über großartige Bauwerke verfügen, die nicht durch einen Krieg zerstört worden sind. Das sind wahre Schätze, dessen wir uns nicht immer so bewusst sind und die es zu bewahren gilt.“ Genau wie der mittelalterliche Stadtkern selbst. Englert sieht es als Investition für die Zukunft, die Stadt innerhalb der Stadtmauern behutsam zu entwickeln. Eine enge Zusammenarbeit mit Bürgern, Schulen und Vereinen kann hier enorm helfen. Dazu will Dr. Englert auch museumspädagogische Angebote entwickeln, um die Museen für Einheimische und vor allem für Kinder attraktiv zu machen. Zudem steht bereits ein erster großer Höhepunkt bevor, wenn im kommenden Jahr das 300. Jubiläum des Barockklosters St. Mang gefeiert wird. „Ich bin angekommen und möchte meine Kraft nun dieser Stadt und ihrer Geschichte widmen.“

Text · Bild: Lars Peter Schwarz

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024