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Nepal-Medical-Careflight e.V. weiht in Nepal eine Schule ein

Wie aus einem „Stein für die Bildung“ ein großes Schulgebäude entsteht

Große Ereignisse gibt es in den abgelegenen Dörfern der Humla-Region selten. Heute jedoch findet ein solches statt. Die „Sunshine Dadaphaya Boarding School“ wird eingeweiht. Eltern, Angehörige und vor allem die Kinder haben sich zu Fuß bergauf, bergab auf die steinigen Wege begeben. Und natürlich ist Frau Reininger-Faden, die Initiatorin des Projekts, gekommen und wird mit überschwänglicher Freude, großer Begeisterung und Dankbarkeit begrüßt.

Ab sofort gehen die Kinder zwar immer noch den gleichen mühsamen Weg (der längste dauert jeweils 1¼ Stunden), aber sie kommen nicht mehr in einen „Schulraum“, der eher einem Stall gleicht, ohne Fenster, mit einem Loch in der Decke und in welchem sie, auf dem Lehmboden sitzend, lernen sollen. Nein, sie stehen vor ihrer neuen Schule. Eine private Schule, ein helles Steingebäude mit großen Fenstern, mit Türen und schönen Fußböden – und vor allem mit Tischen und Stühlen! Ein Quantensprung – nicht nur für die etwa 160 Kinder, sondern für die ganze Region. 10 Klassenräume gibt es jetzt, davon sind drei für die Vorschulklassen. Eine Erzieherin betreut die Kinder und kann sie mit sinnvollen Spielsachen beschäftigen, die ihre Fantasie, ihre Neugier und ihre geistige Beweglichkeit anregen. Eine gute Vorbereitung für die Grundschule. In drei weiteren Räumen werden die 1., 2. und 3. Klasse unterrichtet. Zwei Lehrer übernehmen den Unterricht. Über eine dritte Lehrkraft wird noch gesprochen.

In ganz Nepal gilt Schulpflicht und alle nepalesischen Kinder tragen eine einheitliche Schulkleidung. Ein fester Lehrplan regelt den Unterricht. Pünktlichkeit, Sauberkeit und Zuverlässigkeit sind nur einige Punkte daraus – Schule schwänzen geht auch nicht. Es gibt noch ein Lehrerzimmer, ein Magazin und zwei Räume für Nachrücker. Private Schulen brauchen eine staatliche Lizenz, bekommen keine finanzielle Unterstützung und werden über Leistungsprotokolle kontrolliert. Durch diese Kontrollen kann Nepal-Medical-Careflight jedoch auch die vielen Spender, Sponsoren und Hilfsorganisationen über den Leistungsstand, den Fortschritt und das Gelingen der Schule informieren.

Mit der Schulleitung wurde Surajan betraut. Und da schließt sich ein Kreis. Seine Eltern konnten für den Jungen das Schulgeld nicht aufbringen. Frau Reininger-Faden hat für ihn eine Patenschaft übernommen. Er hat gut gelernt, sich mit ihrer Unterstützung weitergebildet und konnte in Kathmandu seinen Bachelor machen. Heute ist er in dem Projekt und vor Ort ein unverzichtbarer Partner.

Vieles ist ohne Frau Reininger-Fadens Engagement nicht möglich. Sie ging mit offenen Augen, einem wachen Verstand und mitfühlendem Herzen durch dieses schöne Land. Sie sah die Not und Armut der Menschen. Zuerst die katastrophale medizinische Unterversorgung – aus ihrer „Rucksackapotheke“ versuchte sie zu helfen. Später konnte sie dann mit Hilfe von „Apotheker Helfen e.V.“ in München eine gut ausgestattete und funktionierende Medizinstation einrichten.

Jetzt arbeitet dort eine Krankenschwester, die inzwischen noch eine zusätzliche Ausbildung als Geburtshelferin bekommen hat. Ihre Arbeit bezieht sich nicht nur auf die Station. Sie geht auch die oft beschwerlichen Wege zu den Kranken in den einzelnen Dörfern.

Der Wunsch nach einer „richtigen Schule“ wurde Frau Reininger-Faden 2011 bei einem ihrer Besuche von den Dorfbewohnern nahegebracht. „Händeringend“, wie sie sagt, ist sie gebeten worden, sich dafür  einzusetzen. Mit Hilfe von Vereinsmitgliedern, Spendern, Sponsoren, Benefizveranstaltungen und vor allem von der Aktion „Sternstunden des Bayerischen Rundfunks e. V.“ war der finanzielle Grundstock gelegt und der Schulbau konnte in Angriff genommen werden. Vom Kauf eines geeigneten Grundstücks, über Bau- und Kostenplanung, Organisation, Materialbeschaffung, Arbeitsverteilung und Bauaufsicht waren viele Hürden zu überwinden.

Im April 2015 konnte mit dem Bau begonnen werden. In diesen Regionen spielt sich alles in Höhen von 2.600m – 3.300m ab, kein einfaches Unterfangen. Die Dorfbewohner haben die Fundamente ausgehoben, Steine von weit her getragen, behauen, Holz geschnitten und den Fachkräften zugearbeitet. Es gab keine technischen Hilfsmittel, alles wurde von Hand gemacht und auf dem Rücken transportiert. Heute, genau ein Jahr nach Baubeginn, wird die Schule eingeweiht.

Was für eine Meisterleistung!!

Die Kosten für den laufenden Unterhalt, wie Löhne, Schulmaterial, Schulkleidung oder med. Material usw., werden von Nepal-Medical-Careflight e.V. getragen. Die Menschen sind sehr arm und leisten nur eine kleinen Anteil für die Lehrergehälter, je nach Einkommen. Somit bleibt auch da die finanzielle Hauptlast bei unserer Organisation. Aus diesem Grunde sind wir  auch weiterhin auf unsere vielen wohlwollenden Gönner angewiesen.

Diese Schule ist ein erster Schritt und es würde Sinn machen, den Kindern mit einem Erweiterungsbau die Möglichkeit zu einem Realschulabschluss geben zu können.

Es ist kaum möglich zu beschreiben, wie die Menschen sich freuen. Sie spüren den Aufbruch, sie spüren, dass sie ihren Kindern die Türen in eine bessere Zukunft aufgemacht haben. Sie sind stolz und haben begriffen, was es bedeutet, alte Strukturen und Gewohnheiten zu überdenken und zu überwinden. Ihre Dankbarkeit und ihre Freude sind Beweis dafür, das Richtige getan zu haben und weiterhin zu tun.

Text: Traudl Senn · Bild: Reininger

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