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Keine guten Aussichten für FC Füssen

Traditionsverein kämpft gleich mit mehreren Problemen

„Irgend etwas muss sich definitiv ändern, denn so können wir in Zukunft wirklich nicht mehr weitermachen“, sagt Rudolf Vieweger, erster Vorstand des FC Füssen. Die Probleme, mit denen sich der Verein seit einiger Zeit nun schon beschäftigen muss, beziehen sich in erster Linie auf die Kapazitäten des Platzes und der Räumlichkeiten, die mittlerweile völlig erschöpft sind. Dazu sind Platz und sanitäre Einrichtungen veraltet und in verheerendem Zustand. „Unterstützung von Seiten der Stadt bekommen wir im Grunde gar nicht“, so der FC-Vorstand. Der Verein hatte mehrmals versucht, für geplante oder bereits durchgeführte Sanierungen gesonderte Zuschüsse von der Stadt zu beantragen, bisher allerdings immer ohne Erfolg. „Das geht so nicht, denn immerhin ist der FC einer der größten Vereine der Stadt.“

Gegründet wurde der Verein vor über 95 Jahren, aktuell zählt er über 500 Mitglieder, davon 248 Kinder und Jugendliche, die in den insgesamt 12 Jugendmannschaften, und vier aktiven Seniorenmannschaften spielen. Alle Unterhaltsarbeiten erbringt der Verein nahezu aus eigener Kraft, vom Waschen der Trikots bis hin zum Mähen der Rasenflächen. Dass die Plätze mittlerweile völlig überlastet sind, liegt unter anderem auch daran, dass die Anlagen gleich von mehreren Vereinen und Mannschaften täglich genutzt werden. Neben den einzelnen Mannschaften des FC Füssen trainiert auch Türk Gücü Füssen und die TSG auf diesen Plätzen, außerdem wird das Gelände auch als Schulsportanlage genutzt. Gleich nebenan sind die Baseballspieler der Royal Bavarians seit einigen Jahren zuhause. Bei Regenwetter werden die Probleme noch größer, da einer der großen Plätze nicht über Drainagen unter dem Platz verfügt. Dies führe dazu, dass der Platz bei Regen regelmäßig unter Wasser steht und somit unbespielbar ist.

Einfachste Lösung wäre ein Umzug und Neubau des Vereinsheims

Dazu kommt, dass alle Sportler, ob Fußballer, Baseballer und Freizeitkicker, die veralteten sanitären Anlagen gemeinsam nutzen müssen. Auch hier sind die Kapazitäten völlig überlastet. Nicht selten komme es deswegen vor, dass Sportler ihre Geschäfte auch in den Büschen entlang des Rad- und Gehweges am Lech verrichten. Zustände, die auf Dauer nicht wirklich tragbar sind, so Vieweger. Ein weiteres Problem ergibt sich, sobald die TSG und der FC gleichzeitig die Plätze nutzen. Während die Kindergruppen der TSG Speerwurf oder Hürdenlauf trainieren, entstehen oft räumliche Grenzen, die sich gegenseitig überschneiden. Die Verletzungsgefahr erhöhe sich dadurch ganz automatisch. Als einfachste Lösung für die Zukunft sieht Vieweger nur den Neubau eines Vereinsheimes. Der Wunsch wäre ein kompletter Umzug des gesamten Vereins auf ein anderes Gelände. „Die Probleme hier unten werden nicht weniger, und wenn wie von der Stadt geplant, dann noch die Skater dazu kommen, wird auch das sanitäre Problem noch größer.“

Fußballtraining als günstige Kinderbetreuung ?

„Ich denke, dass sich der FCF nicht über mangelnde Unterstützung der Stadt beschweren darf. Wir haben in den vergangenen Jahren finanziell sehr viel für den Verein getan“, entgegnet Bürgermeister Paul Iacob und verweist damit auf Verbindlichkeiten, an denen die Stadt noch immer abzahlt. „Wir helfen gerne und jederzeit, müssen aber auch versuchen, alle Vereine der Stadt gleichberechtigt zu behandeln.“ Iacob sieht auch die Mitglieder des Vereins etwas mehr in der Pflicht, würde sich eine größere Eigeninitiative wünschen. „Der Verein könnte zum Beispiel ein Sommerfest veranstalten und seine Mitglieder aufrufen, hier zusammen zu helfen, um Gelder zu generieren.“

Ganz so leicht dürfte das allerdings nicht werden. Denn leider sei eine Hilfe von den meisten Eltern nicht wirklich zu erwarten, so Rudolf Vieweger. „Früher haben auch die Mütter der Nachwuchsspieler noch die Trikots im Wechsel gewaschen, das macht heute keine mehr, das muss der Verein selbst machen.“ Vieweger hat auch den Eindruck, dass das Fußballtraining für viele Eltern nur eine günstige Betreuung ihrer Kinder darstellt. „Zu den Trainingszeiten ist es meistens das gleiche Bild, da fahren die Autos vor, dann klettert ein Kind raus, das dann zwei oder drei Stunden später wieder abgeholt wird. Dass die Mütter oder Väter mal aussteigen und ihrem Kind zuschauen scheint schon zu viel verlangt, das ist traurig. Und wenn man den Jahresbeitrag von 60 Euro in eine professionelle Kinderbetreuung umrechnet, würde man pro Kind bei einem Stundensatz von etwa 27 Cent liegen.“

Aufgrund der aktuellen Gegebenheiten blickt der Verein nun mit Sorge in die Zukunft. Sollten sich die Platzverhältnisse weiterhin verschlechtern, könnte die Folge sein, dass der FC einen Teil des Spielbetriebs wohl einstellen müsste. Das wäre allerdings schade, denn nach wie vor geht es hier nicht nur um den Fußballsport selbst. Schließlich lernen die Kinder dabei auch Teamgeist, soziale Umgangsformen und Fairness.

„Vorerst kann man nur abwarten“, sagt der Vorstand des FC Füssen. Denn die nächste Entscheidung über die Verteilung der Zuschüsse an die Füssener Sportvereine fällt in der zuständigen Finanzausschusssitzung, die allerdings erst im November angesetzt ist.

Text · Bild: Lars Peter Schwarz

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