FrauenMenschen

Jubiläum: 80 Jahre Alpenfilmtheater

Christa Michels ist das Gesicht des Füssener Kinos

Sie gehört ohne Zweifel zu den wohl mit Abstand bekanntesten Menschen der Lechstadt. Denn keiner, der schon einmal im Kino war, ist jemals an ihr vorbei gekommen. Kein Wunder, denn Christa Michels ist das Gesicht der Füssener Kinos, sie war immer da, über Generationen hinweg hat sie Filmfans mit dem nötigen Proviant wie Popcorn und Drinks versorgt. Besucher, die als Kinder gekommen sind, kommen heute mit ihren Kindern oder sogar ihren Enkeln. Wenn sie außerhalb ihrer Arbeitszeiten gesehen wird, heißt es nicht selten „Hallo Frau Kino“.

Wann ihr erster Arbeitstag in einem der Füssener Kinos war, kann sie gar nicht so genau sagen. „Das war vor 42 oder 43 Jahren. Dazu gekommen bin ich eigentlich durch meine Mutter, die damals im Rex gearbeitet hat, ich hab sie früher öfter abgelöst und den Schlussdienst übernommen. Irgendwann war dann mal im Metropol Kino Not am Mann, dann hab ich halt dort ausgeholfen.“ So ist Christa Michels immer tiefer in die Füssener Kinowelt gerutscht, gehörte schnell zum festen Team, auch in den Kammerlichtspielen in der Fußgängerzone half sie noch aus. Nach der Schließung von Rex, Metropol und dem „Kali“ ist sie dem Alpenfilmtheater bis heute treu geblieben. Unzählige Geschichten könnte sie dabei erzählen, wer mit wem wann gekommen ist, wer öfter mal die Begleitung wechselte oder wer bis heute mit dem selben Partner erscheint. Die große Auswahl der Filme bringt zudem die unterschiedlichsten Menschen ins Kino. „Bei vielen weiß ich auch schon, was sie bestellen werden.“

Erotische Spätvorstellungen im Rex-Kino

Wenn Christa Michels zum Einkaufen ins benachbarte Reutte fährt und durch die Straßen bummelt, wird sie meist sofort erkannt. Nicht selten wird sie dann auch angesprochen, dann kommt so eine Frage wie „Ach, hat das Kino heute geschlossen?“ „Eine lustige Zeit war Ende der Siebziger bis Mitte der Achtziger. Damals wurde im Rex noch eine Spätvorstellung angeboten, da wurden ziemlich heftige Filme für Erwachsene gezeigt. Zu den Vorführungen kamen immer so rund 20 Besucher, meist die gleichen, die sich dann mit großen Abständen im Saal verteilt haben. Das konnte man von oben aus, von wo die Filme abgespielt wurden, auch immer gut sehen“, lacht Frau Kino. „Einer kam immer mit dem Hut tief ins Gesicht gezogen, dazu den Kragen seines Trenchcoats weit nach oben geklappt, damit man ihn ja nicht erkennen konnte. Aber wir wussten immer, wer es war.“

John Wayne war einer der besten Schauspieler

Von den zahlreichen Filmdrehs, die in der Region stattgefunden haben, hat Christa Michels kaum etwas mitbekommen. Nur Charles Bronson ist ihr einmal über den Weg gelaufen, als der Film „Gesprengte Ketten“ in der Altstadt gedreht wurde. „Das ist dann schon komisch, wenn man den dann auch Jahre später wieder auf der Leinwand gesehen hat.“ Nach über 40 Jahren Arbeit im Kino ist die Frage nach dem besten Film aller Zeiten keine leichte. Natürlich waren es früher die großen Monumentalfilme, die beeindruckend waren. Genauso aber liebt Christa Michels alte Westernklassiker mit John Wayne, Lex Barker oder Pierre Brice. „Ich bin selber schon auch ein Filmfan, mein Problem ist eben nur, dass die Filme schon angefangen haben, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin. Ich schau mir dann oft die Spätvorstellung an.“ Die technische Entwicklung der Filme hat aber auch in den letzten Jahren für einige große Höhepunkte gesorgt. „Avatar war hier wohl einer der besten, da war wirklich wahnsinnig viel los als der lief, alle waren total begeistert.“

An ihrem Job hat sich über all die Jahre nicht viel geändert, nach wie vor werden Drinks und verschiedene Knabbereien angeboten. Allerdings gab es das Popcorn im Vergleich zu heute noch fertig in kleinen Tütchen verpackt und nur kalt, dazu Colafläschle und Guatsla, die heute längst von Nachos oder Tacos abgelöst worden sind. Ebenso bekam man als Besucher damals noch ein Programmheftchen, das alle wichtigen Informationen über Handlung und Schauspieler enthielt.

Oft gefehlt hat Christa Michels in den vergangenen 40 Jahren, abgesehen von den regulären Urlaubszeiten, so gut wie nie. „Vor ein paar Jahren wollte mich mein Zahnarzt gleich für mehrere Tage krankschreiben, das konnte und wollte ich mir aber gar nicht erst vorstellen. Ich bin dann trotzdem zum arbeiten gegangen. Ohne Kino geht es eben nicht“, lacht Christa Michels herzhaft, „das ist mein tägliches Leben. Wenn es sein muss, dann komm ich irgendwann auch mit dem Rollator.“

Text · Bild: Lars Peter Schwarz

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"