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31. Bezirksmusikfest trifft auf 200 Jahre Geschichte der Musikkapelle Schwangau

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Mit dem 31. Bezirksmusikfest des Bezirkes III Füssen,  des  Allgäu-Schwäbischen Musikbundes,  präsentiert die Musikkapelle Schwangau e.V. dieses  große Jubiläum.  200 Jahre Musikkapelle Schwangau werden hier  von seiner schönsten Seite gezeigt. Wie man der Chronik des Vereins entnehmen kann, sind die ersten Notenfunde auf das Jahr 1816 datiert. Es handelt sich bei diesen Noten um reine Naturtöne, wie sie zu damaliger Zeit, vor Erfindung der Ventile bei Blechblasinstrumenten, nur auf Naturhörnern, Naturtrompeten etc. gespielt werden konnten. Aufgrund der Stimmen kann angenommen werden, dass bereits schon längere Zeit vorher eine Musikkapelle bestanden hat. Nur mit viel Idealismus und Tatendrang war es über zwei Jahrhunderte möglich, die Musikkapelle Schwangau zu erhalten. Das verdient Lob und Anerkennung.

In guten wie auch in schweren Zeiten, hat der Verein das Kulturgut Blasmusik in Schwangau gepflegt. Die Musikkapelle Schwangau hat 200 Jahre das Leben der Dorfgemeinschaft begleitet und hat mit Blasmusik vielen Menschen Freude und Halt gegeben und damit einen großen Beitrag für die Lebensqualität im Ort geleistet. Selbst Kronprinz Max im Jahr 1840 erfreuten die Schwangauer Musikanten zu seinem Geburtstag. Auch bei der Taufe des Erbprinzen Ludwig in Hohenschwangau begleitete die Musikkapelle die Feierlichkeiten.  Damals wie auch heute stand und steht an erster Stelle aber für jedes einzelne Mitglied die Begeisterung zur Musik.

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Wenn man den Schwangauer Ehrendirigent und Vollblutmusiker Rudi Hahn fragt,  was Musik ist, dann beginnen seinen Augen zu leuchten und seine Begeisterung ist kaum zu bremsen.

Rudi Hahn: “Die Frage darf nicht sein, was ist Musik, sondern, was macht Musik mit uns? Das erste Spürbare der Musik ist, sie schafft Verbundenheit, und Verbundenheit steht immer auch für Glücksgefühl. Als aktiver junger Musiker ist man am Anfang mit der Technik des Instruments, Noten, Harmonielehre und Rhythmik beschäftigt, um zu verstehen, wie sich dann alles zu einem Klang zusammenfügt. Im Zusammenspiel in Gruppen, wo jeder mit seiner Erfahrung auf seinem Instrument bzw. mit seiner Stimme beiträgt, wird Musik zu Austausch und Kommunikation. Sobald die Routine es erlaubt, weniger Konzentration auf die Spieltechnik zu legen, weil bereits unbewusst vieles richtig gemacht wird, wird der Raum frei für die Ausdrucksstärke der Musik. Diese Ausdrucksstärke nimmt der Zuhörer wahr.“

Was für ein Plädoyer auf die Musik!

Fragt man die Vorständin der Musikkapelle Schwangau e.V., Steffi Bruckdorfer, nach Musik, kommt im Moment wie aus der Pistole geschossen: „Viel Arbeit!“ Damit meint sie aber in erster Linie die Vorbereitung zum 31. Bezirksmusikfest, denn um etwas anderes geht es seit geraumer Zeit nicht. Aber auch ihre Augen leuchten, wenn sie von dem großen Zusammenhalt innerhalb des Vereins schwärmt.

Steffi Bruckdorfer:  Als ich 2012 das Amt der Vorsitzenden übernahm, begannen wir auch gleich mit den Vorbereitungen für unser 200-jähriges Jubiläum. Jetzt sind wir 20 Personen, die den Festausschuss bilden.  In erster Linie die  Vorstandschaft, dazu junge Musikanten genauso wie Honoratioren der Musikkapelle. Wir bekommen auch viel Unterstützung von erfahrenen Mitgliedern anderer Vereine. Das ist Balsam für die Seele und erleichtert vieles. Jeder Verein unterstützt die Musikkapelle so gut er kann und auf diese Zusammenarbeit bin ich stolz.

Auf die Frage, ob Alle an einem Strang ziehen oder ob es unter diesem Druck auch Reibereien gibt, antwortet Stefanie Bruckdorfer: „Nein, es herrscht erstaunlicherweise eine große Harmonie, selbst jetzt in der „heißen Phase“. Natürlich gibt es viele Diskussionen, aber jeder ist kritikfähig und alle sind offen für neue Ideen. Jeder Einzelne bringt hier ganz viel Energie mit und das führt letztendlich immer zu guten Ergebnissen. Das ist es auch, was dem Ganzen viel Freude und Spaß gibt. Es ist schon eine große Ehre für uns und wir sind sehr stolz, das 31. Bezirksmusikfest des Bezirkes III Füssen ausrichten zu dürfen.  Dazu steht uns auch der Bezirksvorsitzende  Gottfried Groß jederzeit und immer mit Rat und Tat zur Seite.“

Dass es Wertungsspiele geben wird, erklärt sich von selbst, so die Dirigentin. Die Durchführung der Wertungsspiele ist öffentlich und wird in der Turnhalle des Gymnasiums in Hohenschwangau am 4. und 5. Juni stattfinden. Die Kapellen- 19 haben sich angemeldet- können in verschiedenen Stufen antreten. Schwangau spielte bisher in der Mittelstufe. Es werden Pflichtstücke und Selbswahlstücke konzertanter und traditioneller Art zu hören sein. Juroren bewerten die teilnehmenden Kapellen und diese Ergebnisse werden am Festsonntag, den 19. Juni nachmittags bekanntgegeben. Nicht zu vergessen ist auch der Marschmusikwettbewerb am 18. Juni. Ein besonderes Highlight in der Vorbereitung waren die die Fototermine für die Festschrift. Der Kreativität waren hierbei keine Grenzen gesetzt. Ob im eiskalten Wasser des Prinzenbades der Pöllat, im alten Wasserrad der Gipsmühle, bei hochsommerlichen 30 Grad in voller Tracht am Alpsee, etwas abenteuerlich bei tiefstem Nebel auf dem Branderschrofen oder im Schwanseepark bei Schnee und Kälte.

Für Stefanie Bruckdorfer gibt es aber nicht das „eine“ Highlight. „Die Vorbereitungen bestehen aus unzähligen Highlights. Jeder Bereich für sich, ob zum Beispiel die Entwicklungsarbeiten des Festabends, des Festzeltes, der Dekoration, der Festschrift, des Schriftverkehrs, die Entstehung unseres Logos und unserer Standarten am Ortseingang, all diese Dinge und viele weitere haben ihre besondere Geschichte und verdienen höchste Anerkennung.“Eine wahre Freude, wenn man so viel Begeisterung  für ein Vereinsjubiläum, nämlich 200 Jahre Musikkapelle Schwangau, zu spüren bekommt. Der Zusammenhalt in der „Schwogar Musik“ ist enorm. Hier spielt weder Altersunterschied, Intellekt, Berufsbild oder Status eine Rolle. In der Musik sind alle gleich. Hier vereint einfach die Freude zur Musik. Jeglicher Standesdünkel ist dahin gestellt.

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Aber auch in ganz normalen Jahren ist die Musikkapelle Schwangau über das Jahr gesehen, mit etwa 120 Auftritten enorm engagiert. Sei es bei diversen Umzügen, Kurkonzerten, Festen oder Bergmessen. Vom 17. bis 19. Juni haben die Verantwortlichen und Vereinsmitglieder ein umfangreiches und abwechslungsreiches Jubiläumsprogramm zu diesem einzigartigen Geburtstag auf die Beine gestellt.

Ein Augenmerk liegt sicher auch auf dem Marschmusikwettbewerb am 18. Juni um 16 Uhr. In Höhe Feneberg Schwangau geht es los, die B17 entlang, in Richtung Schlossbrauhaus. Fünf Kapellen werden dabei sein. Bei diesem Wettbewerb geht es nicht nur um die Musik, sondern primär um die Haltung, Bewegung, Schritt und Formation bei Marsch und Richtungswechsel der Musikanten. Dazu gibt es eigene Choreographien. Selbstverständlich wird dazu immer musiziert. Die optischen Kommandos für die Schrittfolgen kommen vom Dirigenten über den Tambourstab, die akustischen Kommandos übernimmt daraus resultierend die Trommel. Eine enorme Herausforderung für  die Musikanten, Schritt und Musik in Einklang zu bringen. Dieser Wettbewerb in Haltung, Schritt, Formation und Musik ist eine Vorgabe des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes.

Zum 200-jährigen Jubiläum der Musikkapelle Schwangau e.V. und gleichzeitig zum 31. Bezirksmusikfest 2016 wird eigens ein großes Festzelt beim Schlossbrauhaus aufgestellt. Der Sonntag ist sicher der Höhepunkt der Feierlichkeiten. Sie  beginnen um 8.30 Uhr mit dem Kirchzug und dem um 9 Uhr beginnt der Festgottesdienst im Kurpark am Ehberg. Die Bürgermusikkapelle Höfen spielt hinterher im Festzelt zum Frühschoppen auf, bis sich um 13 Uhr alle Musikanten zum Gemeinschaftschor versammeln. Anschließend findet der große Festzug durch das Dorf statt. Es werden bis zu 53 Musikkapellen, Trachtenvereine, Festwagen und andere Gruppierungen aus Nah und Fern erwartet. Auch viele Zuschauer sollen den Straßenrand säumen und sich an den Klängen der Märsche erfreuen. Nach dem Zug wird im Festzelt am Schlossbrauhaus zuerst mit der Musikkapelle Kraftisried und später mit Blech & Schwefel ausgiebig und fröhlich gefeiert.
Ein ereignisreiches Wochenende steht der Musikkapelle Schwangau und dem Dorf der Königsschlösser bevor. Nun sei noch zu wünschen, dass Petrus ein Einsehen hat und Musikanten wie auch Gästen  weiß-blauen Himmel und viel Sonne zu diesem 200-jährigen Geburtstagsjubiläum beschert.

Text: Via · Bild: Musikkapelle Schwangau

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