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Gute Würze für den Bauch

Pflanzliche Verdauungshelfer

Eigentlich war ich nur neugierig, was zur Arzneipflanze des Jahres 2016 gekürt worden ist. Als ich gelesen habe, dass es der Kümmel ist, war mein Thema des Monats klar: Kräuter und Gewürze, die für ein aromatisches und gleichzeitig bekömmliches Essen sorgen. Im Prinzip kennen wir sie alle, deswegen möchte ich Ihnen ihre Herkunft, Tradition und Anderes näherbringen.

Beim „Echten Kümmel“ oder „Wiesenkümmel“ scheiden sich oft die Geister – viele lieben ihn, manche mögen ihn gar nicht. Aber dieses auf den ersten Blick für uns alltägliche Kraut hat es in sich, darum wurde es ja auch zur Arzneipflanze des Jahres 2016 gewählt.

Die zweijährige Pflanze aus der Familie der Doldenblütler (Apiaceen) ist in Vorder-asien und den Mittelmeerländern beheimatet, seine Verbreitung erstreckt sich aber heute bis Europa und Sibirien. Mit Sicherheit gehört der Kümmel zu den ältesten Gewürz- und Arzneipflanzen: bereits in Pfahlbauten der Stein- und Bronzezeit war er zu finden, wie archäologische Ausgrabungen bewiesen. Auch Grabkammern der ägyptischen Pharaonen enthielten ihn. Ebenso wurde das Kraut in Schriften aus Mesopotamien erwähnt.

Der große griechische Arzt Dioscorides aus dem 1. Jhd. n. Chr., der die Samen „Karos“ = verdauungsfördernd nennt, schreibt, dass der Kümmel dem Magen gut tut, dem Darm hilft und einen „süßen, lieblichen Atem“ bereitet. Schon damals wurde er auch Lebensmitteln beigegeben, die in Essig eingelegt wurden, was aufgrund seiner antimikrobiellen Wirkung uns heute sehr sinnvoll erscheint. Seine Verwendung in der Küche lässt sich in jedem Fall durch das berühmte Kochbuch des Römers Apicius nachvollziehen, das im 3. Jhd. n. Chr. entstand. Hier hießen die Samen „Careum“. Karl der Große lobte seine verdauungsfördernde Wirkung und ordnete seinen Anbau auf allen kaiserlichen Gütern an. Die Heilige Hildegard von Bingen empfahl den Kümmel gegen „Herzweh“, hervorgerufen durch einen Blähbauch. Die „Kümmel-Hoch-Zeit“ war zweifelsohne das Mittelalter: nicht nur war er in jeder klösterlichen Apotheke vorhanden, wurde in der Küche immer beliebter (bei großen Festessen wurde u.a. „Kümmel in Zucker“ gereicht, um den Stoffwechsel anzuregen und damit die  entweichenden Winde nicht zu heftig wurden), er wurde außerdem als Mittel gegen Hexerei, Dämonen und Aberglauben eingesetzt. Ein Säckchen davon bei sich getragen sollte Diebe und böse Mächte fernhalten.

Übrigens: der deutsche Name Kümmel leitet sich vom lateinischen cuminum für Kreuzkümmel ab, der allerdings nur eine verwandte Pflanze ist. Die wirksamen Inhaltsstoffe stecken in den Früchten des Kümmels – das ätherische Öl enthält hauptsächlich 2 Substanzen: das sehr intensiv riechende Carvon sowie Limonen. Außerdem sind fettes Öl, Zuckerstoffe und Proteine vorhanden.

Kümmelöl hat verschiedene Wirkungen auf den Magen-Darm-Bereich:
– Es wird mehr Magensäure ausgeschüttet. Dadurch wird der Appetit angeregt.
– Das ätherische Öl entspannt die Muskulatur im Verdauungstrakt und wirkt so Blähungen und Völlegefühl entgegen. Auch bei Blähungskoliken von Kindern und dem sog. Roemhild-Syndrom (Brust- und Herzschmerzen aufgrund größerer Gasansammlungen in Magen und Darm) kann es eingesetzt werden.

– Das Öl weist antibakterielle Eigenschaften auf und bekämpft potentielle Krankheitserreger, ohne dass es zu negativen Effekten auf die erwünschte Darmflora kommt. Der Einsatz bei Reizdarm ist ebenfalls sinnvoll, da es zusätzlich entschäumend auf die Darmgase wirkt.

Zur Anregung der Verdauung werden 1-2 TL Kümmelfrüchte in einem Mörser kurz angestoßen, damit das ätherische Öl entweichen kann und danach mit 1 Tasse heißem Wasser übergossen – abgedeckt ziehen lassen. Oft wird auch mit Anis und Fenchel kombiniert. Für die Baby-Massage eignet sich 1 Tr. Nelkenöl auf 20 ml Olivenöl. Klassische Kümmel-Spirituosen sind z. B. der aus Skandinavien stammende Aquavit. Wer beim Essen nicht gerne auf Kümmelfrüchte beißen möchte, kann entweder Pulver verwenden oder sie in ein Tee-Ei geben und so mitkochen. Vorsicht bitte bei der Wildsammlung: Verwechslungen mit der Hundspetersilie und dem Wiesenschierling, anderen sehr giftigen Doldenblütlern, sind möglich!

Lorbeer (Laurus nobilis)
Dabei muss ich immer an meine Lieblings-Comics von Asterix und Obelix denken, hier insbesondere an die Episode „Die Lorbeeren des Caesar“, bei der der Lorbeerkranz heimlich durch Fenchel ausgetauscht wird.

Nicht ohne Grund: der ursprünglich aus Südeuropa stammende Lorbeer aus der Familie der sog. Lauraceen, der zwar heute über die ganze Welt verbreitet ist, war in römischer Zeit sehr beliebt. Die lateinischen Bezeichnungen „laurus“ und „nobilis“ bedeuten „gepriesen“ und „berühmt“. Der Lorbeerkranz war Zeichen der Hochachtung von Poeten und Athleten, ein Symbol der Weisheit und des Ruhmes, eben auch  des Kaisers Siegerkranz. In diesem Zusammenhang steht auch der Ausspruch „Sich auf seinen Lorbeeren ausruhen“, denn man hatte ja „momentan“ alles erreicht. In früherer Zeit war der Lorbeerbaum dem griechischen Gott Apoll, dem Gott der Prophezeiung, Poesie und Heilung, geweiht. Die Priester aßen Lorbeerblätter, bevor sie das Orakel von Delphi befragten. Da große Dosen von Lorbeer leicht narkotisierend wirken, kann man damit vielleicht ihre Trance erklären.

Im Christentum wurde der Lorbeer zum Symbol der Keuschheit, man pries Maria als „Himmlischer Lorbeer“. Seit der Renaissance fand der immergrüne Baum als Symbol für Unsterblichkeit im europäischen Begräbniskult Verwendung. Die Heilige Hildegard von Bingen empfiehlt Wein mit Lorbeer gegen Gicht und Fieber. Im 17. Jhd. schrieb der englische Arzt und Apotheker Nicholas Culpeper, dass „weder Hexe noch Teufel, Donner noch Blitz einen Menschen an dem Ort, an dem ein Lorbeerbaum steht, verletzen“. Die Blätter des Lorbeerbaumes enthalten 1-3% ätherisches Öl, davon die Hälfte Cineol, außerdem sind Schleim- und Gerbstoffe vorhanden. Lorbeer beruhigt den Magen und fördert die Bildung von Verdauungssekreten. Die jungen Blätter werden geerntet und vorsichtig im Schatten getrocknet. Sie dienen zur Würzung von schwerverdaulichen Fleisch- und Fischspeisen, eingelegten Gurken und Heringen, für Suppen, Sülze und zur Essig- Aromatisierung. Je länger sie in der Speise bleiben, umso kräftiger der Geschmack. In Frankreich werden sie zusammen mit Thymian und Salbei als „Bouquet garni“ Bouillon, vielen Suppen und Eintöpfen beigefügt, nicht nur wegen des Aromas wegen, sondern eben auch, weil Blähendes bekömmlicher und der Appetit angeregt wird.

Wichtigste Regel hierbei: Vor dem Servieren werden die Lorbeerblätter entfernt, denn das im Deutschen genannte „Suppenblatt“ isst man nicht mit. Alternativ kann man sie natürlich auch in eine Mullkompresse einschnüren, was bei guter Ware kein Problem darstellt. Den Frischegrad erkennt man an der Blattfarbe, sie sollte grün sein. Graue, gelblich-braune Blätter sind überaltert, sie schmecken nur noch bitter und nicht mehr würzig. Auch zerbrochene Blätter sollten nicht mehr verwendet werden, dort hat sich alles Aroma schon verflüchtigt. Wenn der Bestand im Küchenschrank nicht älter als ein halbes Jahr alt ist, dann kann man sich beim nächsten Gericht von einem eigenständigen Lorbeeraroma überraschen lassen.
Am besten sind natürlich die ganz frischen Blätter. Aber Vorsicht: die Pflanze ist frostempfindlich und mag Wind nicht besonders gerne. Toll auch beim Grillen: direkt auf die Kohle legen!
Als alter Haushaltstipp: einige Blätter ins Mehl geben, um Rüsselkäfer abzuschrecken. Oder: Eine Lorbeerlösung ins Badewasser gegeben, sie lindert Gliederschmerzen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen „Guten Appetit“ und ein angenehmes Bauchgefühl,

Ihre Apothekerin Simone Wagner

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1 Kommentar

  1. Ohja, Gewürze als Verdauungshelfer leuchten mir sehr ein. Gleich morgen werde ich mir Kümmel kaufen und bin sehr gespannt auf die Wirkung dieser Pflanze. Was ich allerdings jedem empfehlen kann, ist einmal die Sitzhaltung auf unseren modernen Klos zu optimieren. Man glaubt es vielleicht kaum, aber die Sitzposition im 90 Grad Winkel ist nach wie vor nicht sehr darmfreundlich. Der Enddarm ist nämlich ist dieser Haltung geknickt und so verläuft die Erleichterung des Enddarmes eher beschwerlich und es ist auch keine rückstandslose Reinigung des Organs gesichert. Deshalb kann ich nur dazu raten, einmal über die Hocke nachzudenken und diese anschließend auch auszuprobieren. In der Hocke sitzen wir im korrekten, darmfreundlichen 35 Grad Winkel. Viele finden die Hocke sicherlich befremdlich, aber durch die Hilfe eines dafür gebauten Toilettenhockers, kann die Haltung auf unseren klassischen Sitztoiletten bequem und winkelgerecht eingenommen werden. Einige schmerzvolle Darmbeschwerden lassen sich allein durch die Hockhaltung wirksam sowie nachhaltig behandeln.

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