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20 Jahre PFAD Bauernladen in Pfronten

Erfolgsgeschichte der Direktvermarktung in der Region

Es ist, wie es früher einmal war. Damals, als es noch keine Massentierhaltung gab, geschweige denn reimportierte Wurstwaren, die ihren Weg von Deutschland über Südfrankreich finden, um dann via Marokko und Israel wieder zurück zu gelangen, von woher sie gekommen sind. Damals, als es noch keine Großschlachtereien und Fleisch-Konzerne gab, als das Vieh noch auf Bestellung geschlachtet wurde, je nachdem, wie der Bedarf gewesen ist. Damals, als Fleisch noch ein hochgeschätztes, nicht alltägliches Lebensmittel war, was vor allem an Sonn- und Feiertagen oder zu Festen auf den Tisch gebracht wurde. Und es funktioniert. Zu einem echten Paradebeispiel für erfolgreiche Direktvermarktung hat sich der Bauernladen PFAD in Pfronten entwickelt, der in diesem Jahr bereits sein 20-jähriges Bestehen feiert.

Angefangen hatte alles mit dem Grundgedanken, Fleisch von einheimischen Landwirten und Erzeugern direkt vor Ort zu vermarkten, eine Folge der Marktsituation, in der die Preise für Rinder immer weiter in den Keller sanken. Im Zuge der Kommunalwahlen hatte dann der damalige Bürgermeisterkandidat Alfons Haf die Idee präsentiert, für dieses Vorhaben eigens einen Verein ins Leben zu rufen. Somit wurde 1996 der Verein PFAD gegründet, an dem von Anfang an 32 Landwirte aus nahezu allen Pfrontener Ortsteilen beteiligt waren. Der „Pfrontener Ausschuss für Direktvermarktung“ war geboren, den Kern stellt dabei die hohe Wertschätzung der einheimischen Produkte dar. Dass daraus in wenigen Jahren schon eine Erfolgsgeschichte werden würde, hatte allerdings wohl keiner erwartet. „Damals waren wir eher der Meinung, das hält sich vielleicht fünf Jahre“, erzählen Hanne Allgaier und Elke Wohlfart, beide Mitglieder der Vorstandschaft des PFAD. Begonnen hatte es einige Jahre zuvor mit Fleischpaketen, die von den zusammengeschlossenen Bauern direkt vor Ort verkauft wurden. Nach der Aufnahme von Vorbestellungen wurde damals im Füssener Schlachthof gemetzgert, das Fleisch wurde dann jeweils an verschiedenen Höfen verkauft. Als die Raiffeisenbank dann wenige Jahre später einen passenden Raum im hinteren Bereich ihrer Filiale anbot, zog der Bauernladen in ein offizielles Geschäft ein. An den Verkaufszeiten hat sich bis heute nichts geändert, insgesamt zwei Tage pro Woche, freitags und samstags, öffnet der Laden seine Türen.

Rund 400 bis 500 Kilo Fleisch pro Woche

FA_04_16_PFAD-02Es gehe darum, nicht mehr Fleisch zu verarbeiten, als letztendlich auch direkt verbraucht wird, verbunden mit der Garantie der einheimischen Herkunft des Fleisches. Außerdem werden den Tieren durch die relativ nahe Schlachtung weite Anfahrtswege und somit auch ein großes Maß an Stress erspart. „Pro Woche werden neben einem Rind auch zwei Schweine verarbeitet, dazu jede zweite Woche auch ein Kalb“, erklärt Hanne Allgaier. Während Kalb und Rind aus dem Ort selbst stammen, kommen die Schweine aus der Nachbarschaft im Tannheimer Tal, da in Pfronten dauerhaft keine Schweine gehalten werden. Neben verschiedenen Fleischstücken werden im Geschäft auch Innereien und Wurstwaren angeboten, dazu frische Eier und Geflügelprodukte. Hierfür arbeitet der Verein mit einem renommierten Geflügelhof in Legau zusammen. Insgesamt werden so wöchentlich rund 400 bis 500 Kilogramm Fleisch verarbeitet und verkauft. Außerdem bietet der Bauernladen auch eine Auswahl an Milch- und Joghurt-Produkten aus dem Ort, dazu wird das Angebot durch Waren der Hofkäserei Rückholz komplettiert.

Die Resonanzen sind auch nach 20 Jahren ungebremst, nahezu regelmäßig stehen Kunden bereits Schlange, bevor der Laden am Freitagmorgen öffnet. Denn wer nicht bestimmte Fleischteile vorbestellt oder reserviert, für den gilt das Motto „wer zuerst kommt, malt zuerst“. „Besonders beliebt ist zum Beispiel der Ochsenschwanz“, lacht Hanne Allgaier, „da haben wir ein paar Kunden, die sind immer sehr schnell und dann müssen wir den anderen erklären, dass wir jede Woche eben nur ein Rind schlachten und somit auch nur einen einzigen Ochsenschwanz anbieten können.“ „Oder wenn man für den Sonntag einen Tafelspitz geplant hat und der schon vergriffen ist“, ergänzt Elke Wohlfart, „dann muss man eben auch etwas flexibel sein und sich danach richten, was noch da ist.“ Womit die Kunden auch nicht wirklich ein Problem haben, denn schließlich stehe die Qualität und Herkunft der Ware an vorderster Stelle, nicht was man daraus macht.

„Mit dem Bauernladen PFAD in Pfronten wird Direktvermarktung im ursprünglichen Sinn über zwei Jahrzehnte betrieben. Was für ein großer Erfolg und Beweis, dass der Kunde kurze Wege, transparente Produktionsbedingungen und Regionalität schätzt“, sagt Pfrontens Bürgermeisterin Michaela Waldmann. „Hochwertige Fleisch- und Wurstwaren, Milchprodukte, Nudeln, Eier und mehr aus Pfronten und dem Umland sind ein hervorragendes Angebot und halten die Wertschöpfung im Ort und in der Region. Das ist wichtig für die Produzenten und die Bürgerinnen und Bürger. Ein großer Dank der Gemeinde Pfronten gilt den „Pionieren“ bei der Gründung und allen, die Verantwortung und Engagement in den Bauernladen PFAD einbringen.“

Betrieben wird der Laden von den Mitgliedern des Vereins selbst, insgesamt zehn Damen sind es, die sich die Stunden im Geschäft untereinander aufteilen. Unterstützung bekommen sie bei der Verarbeitung des Fleisches von einem jungen Metzgergesellen und einem Meister. Für viele Kunden, die nahezu aus der gesamten Region kommen, ist der PFAD Bauernladen mittlerweile auch zu einem echten Treffpunkt geworden, der wöchentliche Einkauf dauert hier also gerne mal etwas länger. Dazu kommt, dass die hohe Wertschätzung der einheimischen Produkte die Menschen auch verbindet. Schließlich unterstütze man damit auch die Leistungen der örtlichen Landwirte und sorge somit auch für den Erhalt der Landschaft. Es ist also, wie es sein sollte.

Text: Lars Peter Schwarz · Bilder Sabina Riegger

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