Kolumne

Klogeflüster

Ich liebe alles was mit Kosmetik zu tun hat. Ich besitze ein Arsenal an Nagellackfarben jeglicher Ausführung.

Hey, nein, ich bin keine Tussi! Okay, vielleicht eine ganz Kleine. Aber keine mit Vorlieben für rosa, pink und High Heels. Ich bin eher eine wilde Mischung aus Romy Schneider und Pocahontas. Wenn ich als Baby schon zwei Dinge mit auf die Welt bringen hätte können, dann wäre das ein Nagellack und Flip Flops gewesen. Mein Mantra: „Life ist better in Flip Flops! Und mit Lack auf den Zehen noch viel besser!“

Was ich damit sagen will? Ich bin irgendwie anders, weil ich glaube, dass mir bestimmte für Frauen oft typische Gene fehlen oder sich ganz tief in mir verstecken. Weil sie Angst haben. Angst vor Sex and the City. Angst vor Mr. Big und Angst vor Champagner. Angst vor gackernden „Määädeeels“, die auf einmal wie wildgewordene und verdurstende Kreaturen an ihren Gläsern hängen, als würden sie sonst verdursten, obwohl sie längst bemerkt haben, wie sich ihr Bauch immer weiter aufbläht und sie  versuchen müssen, sich die Luft irgendwie zu verkneifen. Pobacken zudrücken alleine reicht nicht mehr. Also drängen sie die überschüssige Luft einfach zurück an ihren Ursprungsort. Und das geht nur mit den Lachs und Pumpernickel- Avocado Häppchen und „Süße, noch mehr Champagner bitte!“

Davor fürchte ich mich. Meine weibliche Identität wirft Fragen bei mir auf: Was stimmt nicht mit dir? Hast du eine Identitätskrise? Ich versuche mir einzureden, dass nichts schlimm daran sei ZUSAMMEN aufs Klo zu gehen. Wirklich, das habe ich versucht. Oft.

Aber ich bin gescheitert. Aus Angst wurde Panik, dann Ekel und irgendwann Harnverhalt. Kann das gut sein? Nein. Aber ich konnte meinen Körper, meine Psyche, mein Empfinden nicht überlisten. Da saß ich in meiner Kabine und neben mir klopft es: „ Hey, bist du es?! Du ich muss dir jetzt unbedingt was erzählen! Also neulich Abends, da konnten wir nicht mehr schlafen…“ Und was sie dann getan haben? Das weiß ich nicht. Ich habe es nicht verstanden, weil sie so laut gepupst hat.

Neben mir plätscherte es und sie konnte sich lautstark ihrer erleichtern. Ich aber nicht. Ich saß da und hielt auf was ging! Ich war irritiert. Über die Tatsache welche Metamorphose sie auf nur fünf Metern durchlebt hat. Von einer kultivierten, attraktiven Frau, zu einem Bier bauchigen, verschwitzen Kerl aus dem Ruhrpott auf einem Dixi Klo mit nackten Frauen Postern als innenarchitektonisches Highlight. In diesem Moment habe ich mich zum ersten Mal ernsthaft gefragt, wieso es wohl das „stille Örtchen“ heißt?! Ich weiß es bis heute nicht. Aber was mir klar wurde: Ich werde niemals freiwillig zusammen mit anderen Frauen das Klo aufsuchen. Niemals! Mein fehlendes Gen verbietet das. Und ich bin froh darüber…

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Nacht der Musik 2024