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„Leben ist das was passiert, während du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen“

15 Jahre Restaurant „Il Pescatore“ in Füssen

Seine Nudeln sind eine Delikatesse und die Fischgerichte eine Spezialität. So jedenfalls hört man die Gäste schwärmen. „Il Pescatore“ ist schon längst nicht mehr „nur“ das italienische Restaurant in der Altstadt Füssens.  Der  „Fischer“  – so die deutsche Übersetzung von „Il Pescatore“ – ist zu einem beliebten Treffpunkt guter italienischer Küche geworden. Zucchero, Taylor Swift oder auch Thomas Hermanns sind hier eingekehrt. Und Matthias Malmedie vom Motormagazin Grip hat das Restaurant in seiner Sendung vorgestellt.

Seit 15 Jahren gibt es den Italiener am Kappenzipfel, dem schönen romantischen Stadtteil Füssens. Die engen Gassen, die schmalen Häuser lassen mediterranes Flair entstehen. Während man von der einen Sonnenterrasse des Restaurants einen schönen Blick auf die historische Stadtmauer und den Brunnen hat, sitzen die Gäste auf der zweiten Terrasse auf dem Franziskanerplatz wie auf einer Piazza irgendwo in Italien.

Als Filippo und Idalina Russo nach Füssen kamen, haben sie sich in dieses kleine Restaurant regelrecht verliebt. Gerade mal 24 und 22 Jahre alt, erfüllten sich die jungen Leute ihren Traum von der Selbstständigkeit. Idalina Russo kann sich noch ganz genau an die Anfangszeit erinnern, als sie das Restaurant renovierten und die Taschen noch leer waren. Große fiinanzielle Sprünge waren nicht möglich. „Gemeinsam mit meinem Vater haben wir das Restaurant renoviert. Zwei Monate haben wir unter dem Tisch im Restaurant geschlafen, bis wir eine bezahlbare Wohnung fanden.“  Außenstehende sahen die Eröffnung ihres Restaurants eher skeptisch an. „Sie hatten uns schon abgeschrieben bevor wir eröffnet haben. Viele meinten, die Restaurant-Lage sei nicht gut um Gäste zu bekommen. Eine Laufkundschaft sei nicht gegeben und deswegen zum Scheitern verurteilt“, erzählt das Ehepaar. Heute sind sie froh, dass sie sich nicht entmutigen ließen.  Ihr Konzept, gute italienische Küche anzubieten, hat sich als richtig erwiesen.

Filippo Russo

Filippo Russo hat nicht den klassischen Weg einer Koch-Ausbildung gewählt. Er ist ein Autodidakt, einer, für den das Kochen Handwerk und zugleich Kunst ist. Verschiedene Kräuter, die auf den ersten Blick nicht zusammen passen, entfalten sich beim Kochen zu einer wahrhaften Geschmacksexplosion. Nicht anders ist es bei seinen Gewürzmischungen, die er für die Fischspezialitäten verwendet. Russo spricht nicht von seiner Küche – er kocht einfach.  Seine Küche ist klein, um nicht winzig zu sagen. Keine Designerküche, eher eine gut durchdachte Arbeitsstelle. Hier sitzt jeder Handgriff auch ohne viel Worte.

Vieles hat der 40-Jährige von seiner Mutter und Tante gelernt. Den Feinschliff holte er sich allerdings bei den vielen Stationen seiner Kochkarriere. Sein Motto, dass man nur Qualität schmecken kann wenn man mit qualitativen Produkten arbeitet, hat er sich in den letzten 15 Jahren nicht nehmen lassen. Auch heute noch fährt er nach Italien, um besondere Lebensmittel einzukaufen. Damals, vor 15 Jahren, brachte er den Ruccola mit nach Füssen. Idalina Russo erinnert sich noch an die begeisterten Gesichter. „Jeder fragte: Was ist das und wo bekommt man das he? Diese Begeisterung hat uns wahnsinnig motiviert.“ Zwei Mal in der Woche fährt Filippo Russo auf den Gemüsemarkt nach München. Normalerweise könnte er es sich einfacher machen, anstatt sich mitten in der Nacht nach München aufzumachen. Aber da ist er eigen, so wie bei allen anderen Dingen auch, die seine Küche anbetrifft. Er will die Produkte, die er verarbeitet, sehen, schmecken und riechen. Kompromisse macht er ungern – warum auch, schließlich geht es um seine Gäste. Er will sie verwöhnen ohne aufdringlich zu sein. Sich jemandem aufdringen oder im Vordergrund zu stehen findet Filippo Russo unangenehm. Er nennt es „unmöglich“. Nur einmal, das war an seiner Hochzeit, stand er im Mittelpunkt.

Idalina Russo

Die Familie mit drei Kindern ist ziemlich eingespannt. Klar hätten sie es leichter haben können. Idalina Russo, eine gebürtige Portugiesin, die im Schwarzwald aufgewachsen ist, sollte studieren. Nach dem Abitur standen ihr alle Türen offen. Sie entschied sich für das große Abenteuer der Liebe. Dass sie sich selbstständig gemacht haben, bereuen Beide nicht. „Natürlich gibt es Höhen und Tiefen und das Gefühl, alles läuft anders als geplant. Dann muss ich an das Zitat von John Lennon denken. Er sagte: Leben ist das was passiert, während du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen. Das ist definitiv so. Und dann sind wir Beide froh, dass es nur Augenblicke sind, die uns das denken lassen“, beschreibt die junge Frau, die fließend portugiesisch, deutsch, spanisch, englich, italienisch und französisch spricht. Früher setzte sie sich an das Klavier, das im Restaurant aufgestellt war, und spielte klassische und moderne Stücke. Heute fehlt die Zeit. Da ist ihre Familie, die Priorität hat und an erster Stelle steht. Sie selbst liebt es die Gäste zu bedienen und ihnen bei der Auswahl der Gerichte behilflich zu sein, spezielle Wünsche aufzunehmen, um sie der Küche weiterzugeben. Sie ist stolz auf das Geschaffte, auf das Können ihres Mannes. „Zusammen sind wir ein richtig gutes Team und können uns aufeinander verlassen“, so Idalina Russo, die sich gemeinsam mit ihrem Mann bei allen Gästen, Partnern, Nachbarn und nicht zuletzt bei ihrem wunderbaren Team bedankt.

Restaurant Il Pescatore
Franziskanergasse 13 · 87629  Füssen
Tel: +49 (0) 8362 / 924343
idalina.pescatore@hotmail.com
www.ilpescatore-fuessen.de

Text ·Bild: Sabina Riegger

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