Menschen

Kückück – Ein Türke sieht Schwarz-Rot-Gold

Serhat Dogan am Donnerstag, 11. Juni zu Gast auf der blauen Bühne in Hohenschwangau

Bastian Pastewka fand ihn und sein Programm „Danke Deutschland“ unglaublich und Hella von Sinnen bestärkte ihn auf der Hochzeitsfeier seiner Schwester und seines Schwagers, nach Deutschland zu kommen. Die Rede ist von Serhat Dogan, dem blonden Türken mit den blauen Augen, der aus Izmir stammt und 1974 in Köln geboren wurde. 2009 war er zu Gast beim Kulturbunt Festival in Füssen. Serhat Dogan ist ein kölscher Türke und gehört zu den Wanderern zwischen den Kulturen, die uns den Spiegel vorhalten: Türkisch genug, um als Kölner unerkannt am Bosporus unterzutauchen, deutsch genug, um völlig korrekt jede Menge Bier im Festzelt zu bestellen.

Es ist schon verrückt wie das Leben die Geschichten von Menschen schreibt. Da verliebt sich ein deutscher Autor in eine türkische Theaterwissenschaftlerin und entdeckt dabei ihren  Bruder, der auf einer Bühne Animationen vortrug. Der findet diesen so klasse, dass er ihm vorschlägt nach Deutschland zu kommen. Der Autor und die Theaterwissenschaftlerin, die Schauspiel- und Dramaturgie studiert hat, verlieben sich ineinander und heiraten. Auf ihrer Hochzeit führt der Bruder der Braut ein fünfminütiges Programm vor – natürlich geschrieben vom deutschen Autor und dem jetzigen Mann seiner Schwester. Fairerweise sollte man dazu sagen, dass der Bruder kein oder kaum Deutsch sprach und sein Programm auswendig lernen musste. Das schlug ein. Die illustren Gäste waren begeistert und noch mehr der Autor und Schwager Moritz Netenjakob, der übrigens Grimme-Preisträger ist. Doch wie nach Deutschland kommen und die Menschen zum Lachen bringen? Ganz einfach mit einem Comedy Visum. Ja, wirklich! Ganz legal und nicht getürkt, ausgegeben vom deutschen Ausländeramt mit dem Passus, den Lebensunterhalt nur mit Comedy verdienen zu dürfen. Das hat Serhat Dogan geschafft. Jedes Jahr musste er aufs Neue belegen, dass er mit dem Lachen seiner Besucher Geld verdient. Seit 2010 ist er deutscher Staatsbürger.

Mittlerweile füllt er Säle und mit seinem zweiten Soloprogramm ist er gerade auf Tournee. Serhat Dogans Culture – Clash-Comedy geht in die zweite Runde. Serhat hat sich nach seiner Einreise aus der Türkei 2004 ohne nennenswerte Kenntnisse der deutschen Sprache mittlerweile so an seine neue Heimat gewöhnt, dass er sogar im Winter Fahrrad fährt und dabei an roten Ampeln hält. Wenn ein Türke mit einer Sozialpädagogin zusammenzieht („Sabine wollte das so sehr, dass es für uns Beide gereicht hat“), und danach beim Aufhängen seines Fenerbahce-Wimpels die Feng-Shui-Regeln beachtet, dann bekommt der Bergriff „Integration“ eine völlig neue saukomische Bedeutung. Es ergeben sich ungeahnte Einblicke in die deutsche Psyche, die Serhat nur mithilfe von zwei weiteren Deutschen Traditionen verarbeiten kann: Bier und Jägermeister. In der Türkei ist eben vieles erheblich einfacher und unkomplizierter. Deutsche neigen zu komischen Angewohnheiten: Sie richten ihre Möbel nach Energieströmen aus, hören Musik mit seltsamen Texten und erklären ihren Hunden die allgemeine Verkehrsordnung. Serhat Dogan redet in 90 rasanten Minuten über Deutsche, Türken und Deutsch-Türken, Männer, Frauen, Weicheier und Kuckucksuhren und tanzt sogar ein wenig. Muss man da noch mehr sagen?

Die Blaue Bühne

Zu Gast in Hohenschwangau:
Serhat Dogan
mit seinem Programm „Kückück“
11. Juni, 19.30 Uhr

Karten sind bei der Touristinformation Schwangau, Telefon 08362/81980  von 9 bis 17 Uhr, oder beim SR Verlag GmbH, Telefon 08362/940174 von
9 bis 17 Uhr, erhältlich.

www.serhatdogan.de

Text: Sabina Riegger · Bild: privat

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