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Gipsmühle Hohenschwangau

Junges Leben in der alten Gipsmühle

Jeder, der schon einmal durch die Pöllatschlucht zum Schloss Neuschwanstein  gewandert ist kennt sie, die Gipsmühle. Viel ist von ihr nicht mehr übrig geblieben. 1988 fiel die bis dato unter Denkmalschutz stehende Mühle und spätere Landwirtschaft einem Brand zum Opfer. Bis 2009 war die Brandruine immer mehr dem Verfall preisgegeben, bis sich der junge Brauer Andi Helmer, in dritter Generation der Schneiderhanserfamilie, daran wagte, Pläne für einen Wiederaufbau zu schmieden. Er sah sich sehr wohl der Familientradition und der Geschichte der Gipsmühle verpflichtet. Seit dem 17. Jahrhundert wurde auf dem  Areal an der Pöllatschlucht Gewerbe und Handel betrieben.

Damals wurde in der Gipsmühle gebrannter Gips zerkleinert, zermahlen und in Säcken auf Flößen billig den Lech flussabwärts transportiert und verkauft. Der Gips diente zur Ausschmückung der vielen Schlösser, Kirchen und Klöster, die im 17. und 18. Jahrhundert in Schwaben und Oberbayern entstanden. Neben der Gipsmühle entstand Mitte des 19. Jahrhunderts ein Sägewerk, das 1889 teilweise erneuert und 1901/02 erweitert wurde. Es steht heute ebenfalls unter Denkmalschutz. 1969 erwarb dann Josef Helmer, der Großvater von Andi Helmer, die Gipsmühle und verlagerte seine Landwirtschaft aus dem Schwangauer Mitteldorf an den Fuß der Pöllatschlucht.

Immer schon war also das Areal Gipsmühle kein reines Naturidyll, sondern, wenn man so will, ein „Gewerbegebiet“. Immer noch wird der Strom für das nach wie vor  gewerbliche Sägewerk ausschließlich aus der Wasserkraft der Pöllat betrieben. Die Familie Helmer hatte sich im Laufe der Jahre der Gastronomie und dem Tourismus verschrieben, so war es naheliegend, dass der gelernte Brauer Andi Helmer 2009 hier an eine Brauereigaststätte dachte. 2011 wurde dafür der Bebauungsplan und die daraus resultierende Baugenehmigung für eine Ausflugsgaststätte von der Gemeinde Schwangau genehmigt.

Fast zur selben Zeit stand das damalige Kurhaus Schwangau zur Neuverpachtung an. Der Gedanke, mit seiner geplanten Brauerei im Dorf zu sein, erschien Andi Helmer erfolgreicher, so bewarb er sich für diese Liegenschaft und bekam den Zuschlag. Daraus ist das heute allbekannte Schlossbrauhaus mit eigener Brauerei geworden. Somit lagen die Pläne für die Gipsmühle erst mal auf Eis.
2014 wurde die Ruine, die nach dem Brand nicht mehr unter Denkmalschutz stand, bis auf eine Außenmauer abgerissen. Wenn man vor der übrig gebliebenen Mauer steht, kann man immer noch ein intaktes Wasserrad sehen. Nach wie vor liefert das Wasser der Pöllat die Energie für das Sägewerk.

Nun, der Bebauungsplan wie auch die Baugenehmigung für die „Erlebnisgastronomie“ Gipsmühle hat immer noch Bestand und so wird Andi Helmer diesen Sommer einen Probelauf starten, um zu sehen, ob es sich lohnt dieses Projekt neu zu überdenken. Die alte Außenmauer wie auch das Wasserrad könnten vielleicht einmal in die „neue“ Gipsmühle integriert werden, aber das sind momentan noch Zukunftsträume.

Vom 8. Juli bis 20. September 2015 wird eine Erdinger- Urweiße- Hütte zur Probe auf dem Gipsmühl-Gelände Fahrradfahrer, Wanderer, Gäste wie auch Einheimische zur Einkehr laden. „Dies ist ein Versuch oder ein Probelauf“ sagt Andi Helmer, „um zu sehen ob meine Idee überhaupt von den Leuten angenommen wird“.

Herr Helmer, sehen Sie hier wirklich Potential, in der Gipsmühle ein Ausflugslokal zu betreiben?
„Genau das wollen wir wissen. Daher auch der Probelauf mit der Erdinger Hütte in der Sommersaison“.

Wie groß ist die Hütte und wie viele Sitzplätze wird es geben?
Die Hütte ist 10×10 Meter groß und hat insgesamt, innen und außen, ca. 80 Sitzplätze.

Planen Sie Events und große Veranstaltungen?
Nein, es wird eher ein Tagesbetrieb. Wir wollen die Wanderer, Radler, Ausflügler oder Familien ansprechen.

Also keine Partymeile oder Open Air Veranstaltungen, wie von Anwohnern befürchtet.
Es ist keine Disco und auch kein Nightlife geplant. Es wird begrenze Abendveranstaltungen geben, die aber mit Sicherheit nicht den Charakter eines  Rockkonzertes aufweisen werden.

Wie sieht es mit Parkplätzen aus?
Wir halten uns an die vorgeschriebenen Stellplatzanforderungen. Die Parkplätze werden aber genauso kostenpflichtig sein wie alle anderen Parkplätze in Hohenschwangau auch. Wir halten uns an die Regeln und wollen niemandem einen Vorteil verschaffen.

Wie erreicht man die Hütte mit dem Auto? Über den Pöllatweg in Hohenschwangau?
„Nein auf keinen Fall. Die Zufahrt zur Gipsmühle erfolgt ausschließlich über den Gipsmühlweg. D. h. Hohenschwangau bzw. die Anwohner des Pöllatweges werden hier in keiner Weise durch Autoverkehr belästigt.

Für so eine Hütte mit Ausschank braucht es doch eine gewisse Infrastruktur?
Es wird keine fest installierte Einrichtung werden und es wird auch nichts gebaut. Strom und Wasser sind vorhanden. Wie gesagt, es ist ein Probelauf mit einer Hütte, folglich wird das gastronomische  Angebot auch sehr begrenzt sein.

Gibt es auch einen ökologischen Gedanken Ihrerseits?
Was meinen Sie mit ökologischen Gedanken? Wir zerstören nichts, wir versuchen Altes aufrecht zu erhalten. Es gab an diesem Platz immer schon Gewerbe. Es gibt nach wie vor ein Sägewerk mit Zulieferverkehr, d. h. große LKWs transportieren große Güter, sprich Holz. Wir roden nicht und wir zerstören nichts. Vielleicht bauen wir in Zukunft ein Haus, wie die Gipsmühle es war, und betreiben es als Gewerbe mit der Wasserkraft der Pöllat, wie es auch schon immer war.

Aber Erlebnisgastronomie ist doch nicht gleich zu setzen mit Landwirtschaft oder Sägewerk.
Jetzt machen wir erst mal den Probelauf mit der Erdinger-Hütte, schauen wie es angenommen wird und dann machen wir uns vielleicht weitere Gedanken.
Immer Eins nach dem Anderen.

Text: Silvia Zeilmeier
Bilder: privat / Hubert Riegger

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