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40 Jahre Bezirksdirektion Brammen GmbH

Agenturchefin Claudia Brammen erzählt

In die wichtigsten Dinge des Lebens stolpert man irgendwie hinein, unbeabsichtigt, ohne viel Aufhebens und meist mit vielen guten Ideen und einer positiven Einstellung. Bei Claudia Brammen war das so. Als sie vor fünf Jahren die Versicherungsagentur ihres Bruders und ihrer Eltern übernahm, war es spontan oder vielmehr der Wink ihres Mannes, sie solle es einfach tun, sie würde es schon schaffen und hat immer an sie geglaubt. Heute würde sie vielleicht, aber auch nur vielleicht, länger darüber nachdenken, ob sie diesen Schritt in die Welt der Selbstständigkeit wagen sollte. Jetzt feiert die Agentur „Die Continentale – Bezirksdirektion Brammen“ ihr 40-jähriges Bestehen. Fünf Jahre davon ist Claudia Brammen die Agenturchefin.

Ich habe in den letzten fünf Jahren sehr viel gelernt. Erfolge und Niederlagen gleichermaßen hinzunehmen. Am Anfang habe ich es mir gar nicht so vorgestellt, nicht so kompliziert. Manchmal gab es kurze Augenblicke in denen ich mich fragte, ob es richtig war, diesen Weg zu gehen. Andererseits fand ich die tägliche Materie hoch interessant und wahnsinnig spannend. Heute weiß ich, dass ich Angst hatte dieser komplexen Aufgabe nicht gerecht zu werden“, erzählt sie ganz offen. Claudia Brammen lernte während dieser Zeit Ängste zu überwinden, auch „nein“ zu sagen, weil sie nur dann sie selbst sein kann. Alles andere wäre falsch und würde nicht in ihr Lebensmotto passen. Sich verbiegen, nur um den Kunden zu gefallen, ist nicht ihr Ding. „Die Kunden sind kritischer. Sie wollen jemand Authentisches vor sich stehen haben. Versicherungen sind etwas ganz Persönliches. Ich denke dabei an mich. Wie reagiere ich auf bestimmte Dinge? Wem möchte ich in Versicherungsfragen und Angelegenheiten vertrauen? So etwas ist sehr privat. Deswegen verstehe ich es, wenn man die Person seines Vertrauens sucht. Ich will auch nicht von einer Versicherungsagentur betreut werden, die mir nur etwas verkaufen will“. Klare Worte von einer Frau, die ihren ganz eigenen Weg geht, leise und doch mit einer ganz besonderen, unaufdringlichen Kraft. Diese Kraft kennen ihre Freunde, die neben ihrer Familie das wichtigste sind. Aus jeder Lebenssituation hat die Versicherungsfachfrau das beste gemacht. Kein Jammern oder hadern, sondern immer mit dem Ziel: Es wird alles gut. „Es ist ihre Beständigkeit, die wir alle  schätzen“, bingt es eine Freundin auf den Punkt, die mit Claudia Brammen seit 46 Jahren befreundet ist. Ihre Kunden nennen es Vertrauen.

Im Gespräch mit Claudia Brammen

Sie wollten, dass wir Sie am Schwansee fotografieren. Warum gerade dort?
Dort habe ich meine Jugend verbracht. Der Schwansee gehört zu mir, ich fühle mich dort sehr wohl.

Sind Sie naturverbunden?
Ja, sehr. Die Natur gibt mir das Gefühl von frei sein, durchatmen können, insbesondere dann, wenn ich laufe.

Es hat lange gedauert, bis Sie sich entschlossen haben, Versicherungsfrau zu werden. Was hat Sie letztendlich dazu bewogen?
Mein Vater hat mich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, die Agentur weiter zu führen, nachdem mein Bruder aufgehört hat. Ich sagte spontan ja – und so kam ich dazu.

Hatten Sie da schon die Ausbildung dazu?
Ich hatte sie damals gerade gemacht, einfach aus Interesse und dem Bedürfnis mein Wissen zu stillen. Ich arbeitete zu der Zeit schon in der Agentur im Büro. Und wenn mich die Kunden etwas fragten, konnte ich nicht 100% die Fragen beantworten. Das hat mich gestört.

Stösst man da an seine Grenzen?
Komplett. Ich hatte dann eine kurze Phase in der ich sagte, die Ausbildung kann machen wer will. Ich nicht. Ich war immer die Älteste – die Kursmama. Mein Mann war Derjenige, der mich immer wieder motivierte, weiter zu machen. Und je mehr ich über die Materie wusste, desto mehr hat es mir Spaß gemacht. Zum Schluss war ich Jahrgangsbeste.

Was reizt Sie an dem Beruf, er hat ja nicht unbedingt den besten Ruf?
Ja, ich weiß, unser Berufstand hat den Ruf, schlechter zu sein als ein Vorwerkverkäufer. Ich will das Gegenteil beweisen. Mich reizt es, ich sag es mal ganz salopp, den Menschen zu zeigen, dass Versicherungen nicht nur Verkauf, sondern auch Vertrauen und Sicherheit sind.

Ist Ihnen das gelungen?
Ja, bei meinen Kunden schon. Sonst könnte ich den Beruf nicht ausüben. Mir selber ist auch Sicherheit wichtig. Ich brauche das gegenseitige Vertrauen und die Sicherheit. Man muss ehrlich sein, um Vertrauen zu entwickeln, und das steht für mich an erster Stelle, im privaten sowie im geschäftlichen Bereich.

Es heißt, dass Frauen im Verkauf besser sind als Männer. Was meinen Sie?
Das würde ich nicht so bestätigen. Es kommt immer auf die Kompetenz an. Wenn man sich nicht verstellt ist es egal ob Männlein oder Weiblein.

Ihr Vater und Ihr Bruder hatten zuvor die Versicherungsagentur. Hat man nun als Tochter und Schwester den Druck, genauso erfolgreich zu sein wie die Vorgänger?
Ich selber habe mir keinen Druck gemacht. Für mich bedeutet Erfolg, dass mir die Kunden das Vertrauen entgegenbringen. Natürlich gab es welche, die daran gezweifelt haben und die Agentur gewechselt haben, aber dafür kamen andere, die von meiner Kompetenz überzeugt sind. Das ist für mich Erfolg. Und ich habe mich noch nie mit meinem Vater oder meinem Bruder gleichgestellt. Weil jeder von uns anders ist.

Ihre beiden Söhne sind auch im Versicherungswesen tätig. Irgendwie scheint es ein „Familienberuf“ zu sein?
Ja, vielleicht. Es macht mich auf jeden Fall unwahrscheinlich stolz. Der Weg, den sie vorher gegangen sind, war wahrscheinlich nicht der richtige. Jetzt gehen sie in ihren Berufen auf. Vielleicht haben wir doch alle ein Gen von meinem Papa abbekommen. (Lacht)

Ihr Sohn Philipp hat sogar bei Ihnen die Ausbildung gemacht und ist jetzt Ihr Vertriebspartner. Funktioniert das ,wenn Mutter und Sohn zusammen arbeiten?
Sogar sehr gut. Weil ich ihn in seiner Tätigkeit nicht als Sohn ansehe, sondern als Agenturvertriebspartner. Er baut sich gerade seinen eigenen Kundenstamm auf und man merkt, wie viel Spaß ihm das macht. Und im übrigen arbeitet auch meine Schwägerin Sandra im Büro mit.

Es ist also ein Familienbetrieb?
Ja, das ist es. Jeder hat seinen Arbeitsbereich und vor allem haben wir einen gegenseitigen Respekt vor der Arbeit des Anderen und das ist Voraussetzung für unsere gute Zusammenarbeit. Ich möchte nicht tauschen. Ich fühle mich sehr wohl in dieser Konstellation.

Was ist Ihr Resümee, wenn Sie auf die letzten Jahre zurückblicken?
Interessant, lehrreich und spannend. Ich hatte anfangs Vorbehalte mich selbstständig zu machen. Jetzt treffe ich eigenständig alle Entscheidungen. Ohne meine Familie hätte ich es gar nicht so geschafft. Sie haben mir das Gefühl gegeben „Du schaffst es“.

Text · Bild: Sabina Riegger

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