BrauchtumLeben

Würdevolle Beisetzung

Individuelle Möglichkeiten der Bestattung

Warum ist es in unserer Gesellschaft so schwer geworden über das Thema Tod zu sprechen? Sterben als Ende des Lebens. Tod, was kommt danach? Fragen die die Menschheit schon immer beschäftigt haben, in allen Kulturen und allen Varianten. Bei uns in Deutschland gab es im letzten Jahrhundert einen Wandel. Ist man früher im Kreise seiner Verwandten gestorben und hat den Tod als ebenso natürlich betrachtet wie die Geburt, so erleben die meisten Menschen das heute in einem Krankenhaus, einem Pflegeheim oder einem Hospiz. Gründe dafür können sein, dass unsere Gesellschaft, die sehr von Erfolg, Gesundheit und der ewigen Jugend geprägt zu sein scheint, keinen Platz mehr für den Tod hat.

Muss der Tod denn aber wirklich etwas so Dunkles, Unumgängliches, Kaltes und Abgelehntes sein, wie es sich für uns darstellt? Kann er nicht wie das eigene Leben, etwas sehr Persönliches und Würdevolles sein? Gibt es hier nicht Möglichkeiten alles so zu gestalten, wie man es sich zu Lebzeiten vorstellt? „Das ist durchaus möglich“, erklärt das Bestattungsunternehmen Klaus aus Füssen. Die meisten Bestattungen sind in den letzten Jahren sehr individuell geworden. So kam das Bestattungsunternehmen Klaus schon oft Wünschen nach, wie zum Beispiel das eigene Motorrad im Abschiedsraum aufzustellen, weil der Verstorbene das so wünschte. Oder es wurden kleine Lokomotiven in die Blumensträuße und Kränze eingeflochten, weil der Verstorbene leidenschaftlicher Sammler von Eisenbahnen war. Leinwandpräsentationen mit Bildern und individueller Musik können ebenso das Leben des Verstorbenen  wiederspiegeln. Dass die Bestattungswünsche sehr verschieden sein können, ist eine Selbstverständlichkeit. Angehörige moslemischen Glaubens möchten zum Besispiel den Verstorbenen selbst waschen und bestimmte Rituale vornehmen, weiß Thomas Klaus. Deshalb ist auch der Abschiedsraum in den neuen Räumen des Bestattungsunernehmens neutral gehalten, so dass sich jeder, egal welcher Konfession er angehört, wohlfühlen kann. Nicht immer hält ein Priester die Rede für einen Verstorbenen. Prediger aber auch Verwandte haben die Möglichkeit, sich mit einer ganz persönlichen Rede von dem Verstorbenen zu verabschieden.

Naturbestattungen sind eine echte Alternative zum Reihengrab

Wer Reihengrab und Urne langweilig findet, für den gibt es ein Ende nach Maß.  So sonderbar das in diesem Zusammenhang klingen mag, auch hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es ist zum Beispiel möglich, nach einer Feuerbestattung aus der Asche einen Diamant pressen zu lassen, im  reißenden Lavastrom oder auf dem Machu Picchu verstreut zu werden. Es gibt kein Kreuz, kein Grab und auch keine Blumen, stattdessen GPS Koordinaten, die zeigen von wo aus die Asche in alle Winde verweht wurde. In Deutschland ist das allerdings nicht möglich, weil man sich sonst strafbar machen würde.  Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien und die Niederlande haben in punkto Bestattungen liberalere Gesetze, die es Bestattungsunternehmen erlauben diese individuellen Wünsche ihrer Kunden zu erfüllen. In Deutschland ist der FriedWald immer mehr im Kommen. FriedWald ist eine alternative Form der Bestattung. Die Asche Verstorbener ruht in biologisch abbaubaren Urnen an den Wurzeln eines Baumes, mitten in der Natur.

So eröffnet sich eine natürliche und würdevolle Alternative zu den bislang gewohnten Bestattungsorten. Die Grabpflege übernimmt im FriedWald die Natur.

Die Bestattungsvorsorge

Um sicher zu gehen, dass nach dem Tod die Wünsche des Verstorbenen auch umgesetzt werden, kann eine Bestattungsvorsorge abgeschlossen werden. Hier wird mit dem Bestattungsinstitut ein offenes Gespräch geführt, alle Vorstellungen und Vorgaben werden niedergeschrieben und stehen nach dem Ableben den Angehörigen zur Verfügung. Wer möchte, kann schon vorab ermitteln lassen, was seine Bestattung kosten würde und einen Treuhandvertrag abschließen.
Bestattungsbräuche

Die Bestattungsbräuche können sehr verschieden sein. In Papua Neuguinea ist es Brauch, dass die Angehörigen bei dem Toten bleiben, ihn küssen und beweinen, um so Vergebung von Sünden zu erbitten, die sie im Laufe ihres Lebens an ihm begangen haben, und ihm Versprechungen machen. Man gibt sich ganz der Trauer hin.
Der Brauch verlangt, dass einige Zeit nach dem Tod mindestens zwei verschwenderische Feste gegeben werden, um den Geist des Toten zu ehren und Vergeltung seinerseits abzuwenden.

AFRIKA: In Afrika heben Beerdigungsbräuche den Glauben an die Unsterblichkeit der Seele hervor.  Man denkt, es sei notwendig, den Verstorbenen zu besänftigen, damit dieser kein Unheil über seine Verwandten bringe. Dafür gibt man viel Geld aus und bringt unzählige Opfer dar. Viele glauben an die Reinkarnation, sie meinen, der Verstorbene kehrt als Tier zurück, das angebetet wird, oder als ein anderer Verwandter durch eine weibliche Person, die gerade schwanger ist. Die Angst vor den Toten und ihre angebliche Macht über die noch Lebenden bestimmen in Afrika  Beerdigungsbräuche.

JAPAN: Beerdigungen in Japan verlaufen meistens nach buddhistischen Ritualen.  Nachdem man den Körper gebadet und angezogen hat, wird er mit einem weißen Tuch bedeckt. Bei Kerzenschein und brennendem Weihrauch steht ein Priester neben dem Bett und predikt Sutras (Texte aus den Schriften des Buddhismus); er gibt dem Verstorbenen einen neuen buddhistischen Namen, der, wenn er aus vielen Buchstaben besteht, recht teuer zu bezahlen ist. Der Körper wird in einen ungestrichenen Holzsarg gelegt.  Die ganze oder halbe Nacht wird Totenwache gehalten, um den Toten zu betrauern und um Ruhe für seine Seele zu erbitten.  Während der Priester die Sutras predikt, verbrennen die Trauergäste Weihrauch.  Am folgenden Tag werden ähnliche Rituale vor einem Altar praktiziert, auf dem der Sarg, ein Bild des Verstorbenen und rituelle buddhistische Gegenstände stehen.  Dann wird die Leiche verbrannt. In gewissen Abständen wird Weihrauch verbrannt, und von einem Priester werden so lange Sutras aufgesagt, bis man glaubt, dass die Seele keinen Einfluss mehr auf die Menschen habe und in der Allerseele, dem Weltgeist, aufgehe.

Bild: Bestattungsunternehmen Klaus
Text: Sandra Plößer

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4 Kommentare

  1. Ich kann mir eine Naturbestattung auch sehr gut vorstellen. Für Agnostiker oder Atheisten ist dass vielleicht eine ihrer Lebensauffassung angemessenere Art der Bestattung. Eine Feuerbestattung kann es ja aus Gründen den Umweltschutzes trotzdem sein.

  2. Ich finde es interessant, wie unterschiedlich die Gebräuche sind bei der Beisetzung. In vielen Ländern werden die Toten richtig verehrt und geheiligt. Als mein Vater gestorben ist, haben wir versucht die Bestattung und die Trauerfeier so einfach wie möglich zu halten. Wir haben damals eine Feuerbestattung geplant und hatten eine einfache Beisetzung.

  3. Der Tod ist einfach eine unangenehme Sache, besonders weil nicht jeder Glaubt, dass das Leben wo anderes Weiter geht. Deswegen kann ich verstehen, wenn manch einer sich schwertut, besonders darüber zu sprechen. Ich finde die Idee irgendwie cool einen Diamanten aus der Asche zu pressen. Das wäre etwas, dass ich tun würde.

  4. Ich finde genau wie Sie, dass Bestattungen eher etwas würdevolles als kaltes sein sollten. Ich finde die Idee an den Wurzeln eines Baumes beigesetzt zu werden sehr schön. Durch diese würdevolle Bestattung kann der Abschied auch einfacher fallen, denke ich.

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