Menschen

„Man muss lernen sein eigenes Leben zu leben“

Hans-Georg Kaufmann liebt den Sport als Herausforderung

Manchmal ist einem der Weg schon vorgegeben, so wie es bei Hans-Georg Kaufmann war. Irgendwie war es selbstverständlich, dass er Koch wird. Er hat nicht viel darüber nachgedacht, dass es eventuell noch etwas anderes für ihn geben könnte. Heute ist er 53 Jahre alt, Vater von drei Töchtern und immer noch Koch in seinem eigenen Hotel. Hans-Georg Kaufmann ist kein leidenschaftlicher Koch, auch kein passionierter – sondern schlichtweg ein sehr guter Koch. Erst vor ein paar Monaten hat er den BIB-Gourmand zum zweiten Mal von Guide Michelin bekommen, eine Auszeichnung für sehr gutes Essen mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis.

Als er 2003 das Hotel von seinen Eltern übernahm, war klar, dass er einiges verändern musste. Seinen Mut für Neues hat er mit dem Umbau des Hotels 2011 gezeigt. Aus dem Drei-Sterne-Haus wurde nun ein Vier-Sterne-Hotel mit 44 Zimmern, doppelt so vielen wie davor. Auch die ursprünglich 18 Mitarbeiter wurden nun auf 35 aufgestockt.

Das äußere Erscheinungsbild des Hotels wurde komplett verändert. Die unterschiedlichen Bauteile sind zu einer harmonischen Einheit zusammengefasst und zwar mit einer verbindenden,  gemeinsamen Aussenhaut, die sich im Erdgeschoss verputzt, darüber als modern, interpretierte Holzfassade präsentiert. „Die Holzfassade gefiel nicht jedem Einheimischen, deswegen bekamen wir viele E-Mails und Briefe. Beim Tag der offenen Tür konnten wir aber die Meisten überzeugen“, erinnert sich Hans-Georg Kaufmann zurück. Dass er es jedem nicht recht machen kann, das musste er noch lernen. „Das Nein-Sagen fällt mir immer noch nicht leicht. Meine Frau hat mir beigebracht, dass es Prioritäten geben muss und nicht alles mit Ja beantwortet werden kann. Das versuche ich immer öfter umzusetzen. Damit lebt man einfacher und ein gewisser Druck ist auch weg.“

Zeit für sich

Seit 21 Jahren ist seine Frau Susanne an seiner Seite. Keiner kennt ihn so gut wie sie, den nachdenklichen Koch, den begeisterten Rennradfahrer. Jeden Nachmittag nimmt er sich von halb drei bis Fünf Uhr seine Auszeit. „Diese Zeit brauche ich einfach für mich. Dann will ich nichts hören, sehen oder reden. Ich bin dann gerne für mich alleine.“
Hans-Georg Kaufmann ist nicht alleine mit diesem Wunsch nach Ruhe. Viele Dienstleister empfinden genauso. Durch den täglichen Umgang mit Gästen werden eigene Bedürfnisse nach hinten gestellt. Es zählt nur noch der Gast, dem man seine Wünsche erfüllen will.

Sport als Herausforderung

FA_10_14_kaufmann02Wenn der Roßhauptener Geschäftsmann nachdenken oder die „Natur riechen“ will, wie er sagt, dann steigt er auf sein Rennrad. Auf Maui legte er 3.000 Höhenmeter zurück, bis er auf den höchst gelegenen Berg kam. Zypern war fast schon etwas abenteuerlich, als er 1995 entlang der Grenze fuhr, die mit Maschendrahtzaun und patrollierenden Soldaten bewacht wurde. Beim Ötztaler Rennradmarathon hat er auch schon mitgemacht, drei Mal die Alpen überquert und von Hamburg nach Roßhaupten 1.250 Kilometer in sieben Tagen zurückgelegt. Hans-Georg Kaufmann braucht diese Herausforderung. „Am Anfang ist es wie eine Sucht. Später kommt das sportlich ehrgeizige dazu.“ Für den Familienvater ist der Sport ein Ausgleich zu seinem Alltag. Im Beruf kann er viele Komponenten in seinem Arbeitsablauf einfließen lassen. „Ich bin ein sehr optimistischer Mensch. Wenn ich mir was in den Kopf gesetzt habe, dann setze ich es auch durch. Das habe ich im Sport gelernt: Disziplin und Ausdauer. Man kann sich einfach besser fokussieren. Ich weiß, wie ich meine Kräfte einteilen kann.“
Sein eigenes Leben leben

Hans-Georg Kaufmann könnte man als einen liberal-konservativen Menschen bezeichnen. In der Küche ist er konservativ – alles muss auf seinen gewohnten Platz sein, weil jeder Handgriff funktionieren muss. Liberal, weil er neuen Dingen gegenüber aufgeschlossen ist. Was er nicht mag ist die Intoleranz. „Ich finde, jeder Mensch sollte das machen, was ihm Spaß macht.“ Dass andere sich über ihn vielleicht Gedanken machen könnten, berührt ihn kaum „weil ich mein Leben leben will und nicht das von Anderen. Ich bin in dieser Hinsicht einfach egoistisch, das muss ich auch sein – weil ich noch lange meinen Beruf ausüben will, der mir Spaß macht.“ Deswegen genießt er jeden Tag so gut es geht und das auf seine Art und Weise: nämlich die Welt entdecken auf zwei Rädern und manchmal auch auf vier.

Text: Sabina Riegger · Bilder: privat

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