Essen & TrinkenLeben

Gesund & bunt in den Mund

Über die Wirkung von Pflanzenfarbstoffen für unser Wohlbefinden

Das Grün der Kräuter, Gräser und Bäume, das Gelb und Rot von Früchten und Gemüse oder die wunderschöne Färbung des Herbstlaubes erfreuen nicht nur unser Auge, die in den Pflanzen vorhandenen Wirkstoffe spielen auch eine große Rolle für unsere Gesundheit, angefangen vor der Stärkung des Immunsystems bis hin zur Unterstützung bei  verschiedenen Erkrankungen.

Grün – Chlorophyll
Das „Blattgrün“

Chlorophyll färbt nicht nur die Pflanzen so schön grün, sondern ist auch ein ganz wichtiger Faktor für ihre Wachstumsenergie. Es wird dadurch gebildet, dass Sonnenlicht in einem komplexen chemischen Prozess auf die Pflanzen einwirkt. Mit Hilfe der sogenannten Photosynthese wandelt Chlorophyll Licht in Kohlenhydrate um und liefert dadurch der Pflanze die Kraft zu wachsen und zu gedeihen.

Chlorophyll ist nicht nur (in Tablettenform) ein sehr bewährtes Mittel gegen Mundgeruch – mein ganz persönlicher Tipp gegen zu viel Knoblauch – sondern zeigt auch nach neuesten Erkenntnissen eine hohe Wirkung bei der Vorbeugung schwerer Erkrankungen. So ist es z.B. in der Lage, krebserregende Stoffe, wie enthalten im Zigarettenrauch, gebratenem Fleisch oder Schimmelpilzen, wirksam zu neutralisieren. Außerdem hat es noch viele weitere gesundheitfördernde Eigenschaften, beispielsweise ist es in seiner chemischen Struktur dem menschlichen Blutfarbstoff Hämoglobin sehr ähnlich, mit dem Unterschied, dass es statt Eisen das Mineral Magnesium enthält. Mit Hilfe von Chlorophyll wird der Körper mit Sauerstoff angereichert, was ebenfalls eine Krebsgefahr reduziert, denn Krebszellen vermehren sich nur im sauerstoffarmen Milieu.
Chlorophyll kann auch als natürlicher Komplexbildner giftige Schwermetalle wie Blei oder Quecksilber – bekannte Risikofaktoren für Krebs – aus dem Körper entfernen. Je dunkelgrüner eine Pflanze ist, desto mehr Pflanzenfarbstoff enthält sie. Unter den Kulturpflanzen sind viele Kohlsorten reich an Chlorophyll, gefolgt von Spinat, Petersilie und und Kresse. Besonders viel davon enthalten ausserdem  Wildkräuter wie Löwenzahn, Brennnessel, Taubnessel und Wegerich. Sehr chlorophyllhaltig sind auch die Spirulina-, Chlorella- oder Afa-Algen. Nicht zu vergessen ist, dass grünblättrige Gemüsearten ebenfalls besonders viel Eisen und Folsäure enthalten, die Pflanzen beinhalten daneben auch Ascorbinsäure – auch bekannt als Vitamin C, das die Aufnahme von Eisen im Körper begünstigt.

Gelb – Die Flavonoide

Die Flavonoide, die zur Gruppe der sekundären Pflanzenstoffen gehören, haben meist eine gelbliche Färbung, daher rührt auch ihr Name – vom lateinischen flavus = gelb. Sie finden sich in sehr vielen Obst- und Gemüsesorten wieder. Wenn sehr viele Flavonoide vorhanden sind, tritt häufig sogar eine rote Färbung des Gewächses auf. So haben z. B. rote Trauben, Äpfel, Rotkraut und Rote Rüben einen hohen Prozentsatz hieran. Da ihre Funktion dem Schutz der Pflanze vor schädlichen Umwelteinwirkungen ist, findet sich die höchste Konzentration in den Schalen und Blättern. Der Verzehr von Flavonoiden unterstützt den menschlischen Organismus bei der Förderung körpereigener Abwehrmechanismen. Es handelt sich hierbei um sogenannte Antioxidantien, die in der Lage sind, „freie Radikale“ (bestimmte Sauerstoffverbindungen im Körper) unschädlich zu machen. Hierdurch wird ihnen eine krebsvorbeugende Wirkung nachgesagt. Zusätzlich scheinen sie einen positiven Einfluss auf die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Alterungsprozessen, Durchblutungsstörungen und neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson zu haben. Der Bildung von arteriosklerotischer Ablagerungen an den Zellwänden wird vorgebeugt. Einigen Flavonioden werden sogar antibakterielle oder antivirale Wirkungen nachgesagt. Besonders viele dieser Stoffe stecken in Äpfeln, Birnen, hellen und dunklen Trauben, Kirschen, Beerenobst, Zwiebeln, grünem Gemüse wie Grünkohl und Broccoli, rotem Gemüse wie Auberginen, Tomaten und Rotkohl sowie in schwarzem oder grünen Tee und dunkler Schokolade. Je abwechslungsreicher die Kost ist, desto mehr unterschiedliche Flavoniode werden aufgenommen.

Beim Kochen kann man zudem beobachten, dass einige Obst- und Gemüsesorten wie Rotkraut, rote Rüben oder Beerenobst das Kochwasser färben und ihre Flavonoide an das Wasser abgeben. Damit die wertvollen Pflanzenstoffe nicht verloren gehen, sollte man dieses deshalb nicht wegschütten, sondern möglichst mitverwenden.

Orange – Die Carotinoide

Die Pflanzenfarbstoffe, die Obst und Gemüse wie Gelbe Rüben, Mangos oder Kürbisse orange färben, sind Alpha- und Beta-Carotin. Von den 40 bis 50 Carotioniden, die in unserer Nahrung vorkommen, sind das die beiden Wichtigsten. Sie bilden die Vorstufe von Vitamin A und werden deshalb auch oft als Provitamin A bezeichnet. Vitamin A ist unter anderem wichtig für die Hormonsynthese, das Zellwachstum sowie von Immunreaktionen. Gelborange Sorten wie Pfirsiche, Papayas oder Orangen enthalten außer den oben genannten Flavonoiden ein Carotionid namens Beta-Cryptoxanthin. Auch hier spielt die antioxidative Wirkung eine wichtige Rolle. Zellen und Gewebe werden vor Schädigungen geschützt. Gelbgrüne Nahrungsmittel enthalten die Xanthophylle wie Lutein und Zeaxanthin, die ebenfalls wiederum zur Familie der Carotinoide gehören. Sie sind für die gelbe Färbung von Gemüsearten wie Spinat oder Avocados verantwortlich, auch wenn sie häufig durch das Grün des Chlorophylls überdeckt werden. Zusätzlich zu den anderen positiven Eigenschaften der Carotinoide sind diese beiden Stoffe sehr wichtig, weil sie sich selektiv an der Netzhaut des Auges anreichern. Verschiedene Studien konnten zeigen, dass ein Luteinmangel das Risiko altersbedngter Augenerkrankungen wie dem Grauen Star oder Makuladegeneration erhöhen kann.

Rot – Die Anthocyane

Anthocyane gehören zwar auch in die Gruppe der Flavonoide, unterscheiden sich aber in der Art, Anzahl und Anordnung der Zuckermoleküle von den übrigen Flavonoiden. Sie haben ebenfalls eine antioxidative Wirkung, können die Blutgerinnung verlangsamen und die Thrombozytenaggregation verringern. Zudem wird diesen Farbstoffen eine gefäßschützende und entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben. Das ins Violett gehende Dunkelrot von Trauben, Brombeeren, Himbeeren und Heidelbeeren, Rotkohl  und Auberginen ist auf Anthocyane zurückzuführen. Die rote Färbung von Obst- und Gemüsesorten wie Tomaten, Wassermelonen oder Grapefruits wird durch den Pflanzenwirkstoff Lycopin bewirkt, der ebenfalls zu den sogenannten Carotioniden gehört, der aber aber anders als Alpha- und Beta-Carotin kein kein Provitamin A ist. Dieser Pflanzenfarbstoff hat aber wiederum eine stark antioxidative Wirkung und spielt eine große Rolle bei der Kommunikation innerhalb unserer Körperzellen. Zudem gibt es experiminetelle Belege dafür, dass es vor Prostatakrebs, und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Schäden durch UV-Strahlen und Nikotin schützen kann.

Fünf mal täglich Obst und Gemüse in allen Farben ?

Sicherlich gar nicht so einfach, das zu schaffen, schon allein von der Menge her…. Hier gibt es Gott sei Dank eine Lösung: die sogenannten „Smoothies“. Hierbei werden Pflanzen, Früchte, Gemüse und Wasser zu einem trinkbaren Brei püriert, der in seiner Konsistenz sehr weich (englisch „smooth“) und angenehm auf der Zunge ist. Frisch angemixt macht es sie zu einem wahren Wundermittel, das effektiv vor Erkrankungen schützt und das Wohlbefinden dauerhaft steigert. Hier nur einige Beispiele dafür:

Rotkraut-Smoothie

100 g Rotkrautblätter, vom Strunk gelöst in den Mixer geben, 100g Endiviensalat grob zerkleinert beifügen, 1/2 Orange, in Stücke zerteilt, dazu geben, 1/2 Becher Sahne eingießen. Als Würze 1 TL Honig und 1 TL frischer Meerrettich.
Zunächst auf kleinster Stufe, dann auf höchster Stufe mixen. Wasser zum Verdünnen nach eigenem Geschmack und Bedarf einrühren.

Kresse-Heidelbeer-Smoothie

125 g Heidelbeeren waschen, verlesen und in den Mixer geben. 3 Pfirsiche waschen, entsteinen, in handliche Teile verteilen und ebenfalls einfüllen. Von einer handelsüblichen Menge Kressesprossen alle Blättchen mitsamt den Stängeln abschneiden und hinzufügen. 100 ml Wasser (gerne auch mehr) eingießen. Zuerst auf kleiner Stufe, dann auf der höchsten Stufe mixen. Wasser zum Verdünnen nach eigenem Geschmack und Bedarf zugeben.

Aber selbstverständlich können Sie selbst in jeder Form kreativ werden -Hauptsache es schmeckt!
Viel Spaß beim Mixen wünscht Ihnen Ihre

Apothekerin Simone Wagner

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"