Kolumne

Morgengrauen

Es ist 6:50 Uhr, also fast noch mitten in der Nacht. Und der Wecker klingelt mittlerweile schon zum vierten Mal. Ich lasse mich nämlich sicherheitshalber  mehrmals wecken:
6:38 Uhr.
6:42 Uhr.
6:46 Uhr.
6:50 Uhr.
Hört sich vermutlich pedantisch oder undiszipliniert an, der wahre Grund aber heißt:
Müdigkeit wegen Schlafmangel.

Wer diese „Schlaflosen- Tausendmal rumwälzen- Schäfchen zählen- Abdecken- Zudecken-Fenster auf- Fenster zu- Herrgott es ist vier Uhr nachts, und ich bin immer noch wach- Nächte“ kennt, der weiß, wie schwer das Aufstehen am nächsten Morgen wird.
Die Sonne geht langsam auf, die Vögel zwitschern und die Welt erwacht. Außer mir. Ich schlafe gerade erst ein. Mittlerweile bin ich aber auf den Hook Islands angekommen und kämpfe wild entschlossen um einen verborgenen Schatz – und ich hätte auch beinahe gewonnen- da geht der Wecker los!

Das ist grausam und ungerecht. Aber die Zeit kennt leider keine Pause und der Wecker kein Pardon. Krampfhaft versuche ich, meine Augenlieder irgendwie voneinander zu lösen. Ich fühle mich wie ein Matschhaufen. Einige Knochen schmerzen, von denen ich nicht mal wusste, dass es sie gibt. Der Kopf brummt, die Augen sind verquollen, die Laune im Keller.
Aber es hätte schlimmer kommen können. Nämlich dann, wenn mich noch immer die alte Wecker-Melodie neulich aus dem Schlaf gerissen hätte. Weil in einem Bericht aber stand, dass es besser für Körper und Geist sei, sich durch eine sanfte Melodie am Morgen wecken zu lassen, habe ich umgerüstet.

Endlich weg von diesem penetrant monotonen und irgendwie auch leicht bedrohlich anmutenden „Piep, piiep, piiiieeeep“-Ton. Eiskalt riss mich das Gepiepe immer aus dem Schlaf, dass ich schon immer senkrecht im Bett stand und in der Dunkelheit hektisch den Knopf des Weckers suchen musste, um dem Grauen ein Ende zu setzten. Aber damit ist Schluss.
Jetzt setzte ich auf eine Mischung von Vivaldi an Vogelgesang mit einem Hauch von Meeresrauschen.

Seitdem mich die Vögel wach zwitschern, bleibt der Wecker heil. Ein kleiner Schritt für die Menschheit, aber ein großer für den Wecker…

Mehr von Vivien Ademi unter
www.maam.kiddin.de

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