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Unkräuter – jäten oder darüber ärgern – warum nicht essen?

Unkräuter wie Giersch, Brennnessel, Scharbockskraut oder Löwenzahn, die jetzt im Frühjahr unsere Wiesen und Gärten bevölkern und dabei auch noch besonders schnell wuchern, sind bei vielen Gärtnern sehr unbeliebt und man versucht sie zu vernichten. Aber oft sind sie aus kulinarischer Sicht wahre Leckerbissen und dazu auch noch sehr gesund. Also warum sich ärgern, wenn sich eines oder mehrere dieser Kräuter in Ihrem Garten verbreiten? Warum aus ihnen nicht einfach schmackhafte und gesunde Gerichte zubereiten? Gerade diese Kräuter sind ideal für den „Frühjahrsputz“, der Entschlackung im Körper!

Also, im Grunde sind gerade diese ganz hervorragende Pflanzen für ihre Gesundheit, aber was Sie bitte auch hier nie vergessen dürfen: sammle nur Pflanzen, die Du ganz sicher kennst, ansonsten ziehe geeignete Literatur oder einen Fachmann zu Rate, denn Verwechslungen sind immer möglich und oft auch sehr gefährlich z.B. Bärlauch – Maiglöckchen! Auch der Sammelort ist wichtig, die „Hundewiese“ ist sicher nicht geeignet, aber auch genauso wenig ein Naturschutzgebiet. Geerntet werden kann außer im eigenen Garten an Feld-, Wald- und Wiesenrändern, dort wo keine intensive Landwirtschaft betrieben wird oder sich keine vielbefahrene Straße befindet. Und: nie die ganze Pflanze abschneiden, damit sie wieder weiterwachsen kann!

Jedes dieser „Frühlingsunkräuter“ ist  prinzipiell wunderbar als Salatbeilage geeignet, nur nicht in zu großen Mengen, da sie ja wie schon gesagt, sehr gut „durchputzend“ wirken.

Giersch oder Geißfuß

Eines der ältesten und bekanntesten Wildgemüse, aber auch als Heilkraut eingesetzt, gegen die „Podagra“, dem alten Namen für Gicht. Seinen Namen Geißfuß hat das Kraut durch die charakteristische Form der an den unterirdischen Ausläufern sitzenden Blätter. Die Stängel sind dreikantig. Wird die Pflanze zerrieben, riecht sie nach frischen Möhren. Inhaltsstoffe: Vitamin C, Provitamin A, Eiweiß, Mineralstoffe und ätherische Öle.
Verwechselt kann er werden mit Setzlingen von schwarzem Holunder und jungen Blättern der Waldengelwurz.

Rezepte mit Giersch

„Wiesendudler“
Einen Strauß aus Giersch, Zitronenmelisse, Pfefferminze und Gundermann  waschen und zusammenbinden und ca. 2-3 Stunden in einen Krug mit 1 Liter Apfelsaft hängen. Das Kräutersträußchen wieder herausnehmen und mit Mineralwasser aufgießen und etwas Zitronensaft zugeben. Der „Dudler“ kann natürlich auch mit anderen Kräutern versucht werden, allerdings nicht mit Suppenkräutern wie Petersilie etc.

Junge Gierschblätter können wie frischer Blattspinat verwendet werden, verleihen aber auch einem Risotto oder Kartoffelrösti eine feine Note. Oder wie wäre es mit einem schönen Wildkräuterpesto?

Brennnessel

Oft unbeliebt ist die Brennnessel, doch eine alte Heil- und Gemüsepflanze, die schon von Hippokrates zur Blutreinigung empfohlen wurde. Mittelalterliche Kräuterbücher raten sie an gegen den „bösen Grind“ am Kopf, also z.B. als Haarwasser. Aus den zähen Stängeln stellte man eine robuste Faser her, aus dem man das „Nessel-Tuch“ webte, bevor die Baumwolle in Europa eingeführt wurde.

Verwendet werden die jungen Trieb-spitzen, die am besten im Frühjahr geerntet werden, da hier noch kaum störende Brennhaare vorhanden sind. Zum Trocknen für den Tee kann sie auch später im Jahr mitsamt ihrer Blüten verwendet werden. Sie enthält viel Eisen, Calcium und Vitamin C. Verwechselt werden kann sie mit nicht blühenden Taubnesseln, die allerdings nicht brennen. Gegen den „Nesselbrand“ helfen übrigens Auflagen mit zerriebenen Spitzwegerichblättern!

Rezepte mit Brennnesseln

Brennnesselgemüse
1 kg Brennnesseln (junge Triebspitzen) und Giersch gemischt waschen, in kochendem Wasser ½ Min. blanchieren  und mit kaltem Wasser abschrecken (damit nichts nachgart). 2 Zwiebeln pellen, fein würfeln und in Butter glasig andünsten. Pflanzen zugeben und ca. 5 – 10 min. dünsten, salzen und nach Geschmack würzen, vor dem Servieren mit Zitronensaft beträufeln. Auch ein „grünes Kartoffelpüree“ schmeckt sehr gut, genauso wie eine Suppe mit Brennnessel-Quark-Ravioli.

Scharbockskraut

Auch Feigwurz genannt, gehört dieser Frühjahrsblüher zur Familie der Hahnenfußgewächse. Sein deutscher Trivialname leitet sich von Scharbock (Skorbut) ab, da seine Vitamin C –haltigen Blätter gegen diese Krankheit eingenommen wurden. Also ein sehr gutes Mittel gegen Frühjahrsmüdigkeit! Wichtig ist nur beim Sammeln, dass nur die jungen Blätter vor der Blüte und nicht in großen Mengen verwendet werden, da sie eine kleine Menge giftiger Scharfstoffe enthalten, die beim Aufblühen vermehrt vorhanden sind und Magen-, Darm- oder Nierenreizungen auslösen können. Gesammelt wird das Scharbockskraut deshalb am besten im März/April vor dem Blühen! Verwechselt werden kann das Scharbockskrautblatt mit denen des Gundermanns, der aber nicht giftig ist und ebenfalls zu den Heilpflanzen gehört.

Rezepte mit Scharbockskraut

Möhrenbutter mit Scharbockskraut
Für den vegetarischen Brotaufstrich zweiMöhren fein raspeln, eine Zwiebel und 1 EL Scharbockskraut fein hacken. Mit 125 g zimmerwarmer Butter gut vermischen und mit Salz, Pfeffer und gekörnter Gemüsebrühe oder Kräutersalz abschmecken. Im Kühlschrank mehrere Tage haltbar.

Auch über Tomatensalat gestreut, in einem Kräuterquark, in Wildkräutersalaten oder in einem Risotto ist das Scharbockskraut gut zu verwenden. Nur bitte an die oben erwähnten Vorgaben denken.

Löwenzahn

Wer kennt sie nicht, die gelben Wiesen des Allgäus und die berühmten „Pusteblumen“? Doch hier den Löwenzahn für unser Essen zu pflücken, wäre sicher nicht richtig, denn so eine prachtvolle Wiese besagt leider auch, dass sie sehr stark gedüngt worden ist. Besser ist hier ein Wald- oder Wiesenrand oder noch besser – der eigene Garten!

Der Löwenzahn ist hier absolut nicht störend, denn sie essen ihn ja hoffentlich auf. Die frischen Blätter, die Knospen und auch die Blüten können vielfältig verwendet werden. Er enthält viele Vitamine, Mineralstoffe und viele andere Substanzen, die besonders gut auf den Leber- und Gallenstoffwechsel einwirken können. Außerdem wirkt er harntreibend. Also, ein ideales Entgiftungsmittel für jede Frühjahrskur und kein Ärgernis für den Gärtner! Verwechselt kann der Löwenzahn mit dem Blattstadium des ungiftigen Wiesenpippaus, dem Ferkelskraut und dem Hainsalat.

Rezepte mit Löwenzahn

Löwenzahnsalat mit Eiern
4 Handvoll Löwenzahnblätter waschen und zerzupfen. 2 Eier hart kochen und achteln. Eine Marinade aus Öl, Zitronensaft, Mineralwasser und Senf anrühren, mit Salz und Zucker abschmecken und mit dem Löwenzahn vermischen. Weißbrot in Würfel schneiden, in etwas Butterschmalz in der Pfanne rösten und noch warm zusammen mit den Eiern zum Löwenzahn geben.

Eingelegte Löwenzahn – „Kapern“
2 Handvoll Löwenzahnblütenknospen waschen, gut abtropfen lassen und trocken tupfen. Die Knospen zusammen mit Pfefferkörnern, Salz und Estragon in Essig aufkochen, mehrmals darin aufwallen lassen und in Twist-off-Gläser füllen. Besonders schön ist auch ein Löwenzahnsirup, der mit Mineralwasser zusammen ein erfrischendes und gesundes Frühjahrsgetränk ergibt.

Text: Simone Wagner · Bild: Fotolia

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