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Die Kirchen haben Mut bewiesen

Politische Podiumsdiskussion im Pfarrheim

Es war ein gewagtes Experiment, das die meisten Erwartungen übertraf. Denn erstmals hat der Ökumenische Arbeitskreis der Füssener Christen Vertreter aller Parteien und Gruppierungen, die sich um Mandate im neuen Stadtrat bemühen, eingeladen, sich den Fragen interessierter Bürger zu stellen. Der Pfarrsaal im Pfarrheim St. Gabriel war bis auf den letzten Platz besetzt. Nahezu 150 interessierte Bürgerinnen und Bürger waren der Einladung gefolgt und bekundeten durch ihren Besuch großes Interesse am politischen Geschehen in Füssen.

Organisiert und moderiert wurde die Diskussion von Pfarrer Frank Deuring (Katholische Gemeinde), Pfarrer Joachim Spengler (Evangelische Gemeinde), Pastor Günther Wolke (Freie evangelische Gemeinde), Pastor Christoph Nadon (Christliche Glaubensgemeinschaft) und Pfarrer Yavno Cepe (Syrisch-Orthodoxe Gemeinde).

Zur Diskussion bereit waren Paul Iacob, (SPD), amtierender Bürgermeister und seine Herausforderin Uschi Lax (CSU). Von den Bewerbern um einen Sitz im kommenden Stadtrat stellten sich als Vertreter für ihre Parteien Dr. Martin Beyer (CSU), Ilona Deckwerth (SPD), Gabriel Guggemos (Füssen-Land), Dr. Martin Metzger (Bürger für Füssen), Magnus Peresson (UBL), Andreas Ullrich (Freie Wähler), Jörg Umkehrer (Die Grünen) und Dr. Gunther Zahn (FDP) den Fragen der Veranstalter und des Publikums.

Nur gut, dass den Kandidaten eine  bemessene Redezeit von zwei Minuten für ihre Antworten zur Verfügung stand, denn sonst hätte sich die ganze Veranstaltung weit in den Abend hinein verschoben. Im weiteren Verlauf des Abends zeigte sich, dass die Parteien klar und deutlich, knapp und prägnant ihre Ziele formulieren mussten. Manche Fragen allerdings wurden nicht wirklich verstanden, so wie zum Beispiel die Frage für die Unterstützung der Behinderten. Die UBL freute sich, dass es einen schönen Handwerksbrunnen am Schrannenplatz gibt, auf den Behinderte Platz nehmen könnten. Dass im Sommer die Sitzgelegenheiten im wahrsten Sinne des Wortes heiß sind, erwähnte Magnus Peresson nicht, dafür immer wieder, dass die UBL eine kleine Gruppierung sei, die alleine nichts bewirken könne. Alle weiteren Fragen kamen aus dem Sozialbereich. Vielfach drehte sich die Diskussion um einen bezahlbaren Wohnraum. Jörg Umkehrer (Bündnis 90/Die Grünen) konnte mit detaillierten Zahlen und Vorschlägen antworten. Für ihn wäre ein Genossenschaftlicher Wohnungsbau denkbar, während Andreas Ulrich (Freie Wähler)forderte, dass Privatinvestoren  verpflichtet werden sollten, auf ihren Bebauungsflächen bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. Auch die Themen Senioren und Arbeitsplätze kamen nicht zu kurz. Uschi Lax (Bürgermeisterkandidatin, CSU) schlug vor, dass man den Verein NUZ aus Pfronten als Vorzeigemodell nehmen  und in ähnlicher Form in Füssen aufbauen könnte. Für die Jugend hatte Uschi Lax vermeintlich eine gute Nachricht, sie habe bereits mit der Firma Glass (Inhaber der Hanfwerke in Füssen) über einen Outdoor Skateplatz auf dem Gelände gesprochen, die einen solchen Skateplatz genehmigen würden. Ein Brief von der Firma Glass liegt allerdings dem amtierenden Bürgermeister vor, in dem steht, dass die Firma Glass keineswegs einem solchen Platz zustimmen kann und werde, da sie viel lieber das Gewerbe auf dem Gelände fördern wolle.

Fragen der Bürger zu brisanten Themen, von den Moderatoren gebündelt um Doppelungen zu vermeiden, hatten Wirtschaftsförderung, Wohnraum, Erweiterung der Schulen, Jugend und Sport sowie Förderung des Ehrenamtes zum Inhalt.

Die Antwort des Abends, mit tosendem Applaus bedacht, kam von Gabriel Guggemos (Füssen-Land), der trocken anmerkte, dass man keinen Wirtschaftsförderer brauche, man könne ja bei Bürgermeister Max Streif in Rieden in die Lehre gehen, „die zeigen uns, wie man das macht“, so Guggemos.

Weitere Fragen, die aus Zeitgründen nicht mehr behandelt werden konnten werden in schriftlicher Form an den neuen Stadtrat weitergeleitet.Der letzte Part gehörte den beiden Aspiranten um den Stuhl des künftigen Bürgermeisters.

Mit einer Gerechtigkeitsbibel mit heraus gehobenen Textstellen als Geschenk für die Kandidaten und einem Gebet für alle die Verantwortung tragen, endete dieser Abend.

Text: Manfred Sailer, Sabina Riegger
Bild: Manfred Sailer

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