Menschen

„Mit beiden Beinen im Leben“…

Ein Motto, das Heinz Trebbin auf den Leib geschneidert ist, sowohl als treffende Beschreibung seiner Persönlichkeit als auch seiner beruflichen Philosophie, der er sich seit vielen Jahren sehr erfolgreich widmet und dadurch zahlreichen Menschen eine deutlich bessere Lebensqualität schenkt.

Als gebürtiger Füssener ist Heinz Trebbin mit seiner Familie ganz sicherlich für einige Ortsansässige noch ein Begriff und mit vielen Erinnerungen verbunden. Seine Eltern übernahmen Ende der fünfziger Jahre die von seiner Oma geführte Gaststätte „Baumgarten“, bis sie letztendlich ein paar Jahre später nach Kempten übersiedelten. Und auch mit Heinz‘ Tante Ria Enzensberger werden bei so manchen von Ihnen sehr amüsante Augenblicke geweckt, wenn man sich an ihren skurrilen und einzigartigen Kostümverleih in der Brunnengasse in Füssen zurückerinnert, ein damaliges Muss und absolutes Eldorado für jeden Faschingsbegeisterten.

Seine Wurzeln hat der gelernte Orthopädietechniker trotz seiner langjährigen Auslandsaufenthalte nie vergessen, daher zieht es ihn immer wieder gerne in seine Füssener Heimat zurück, auch wenn es sein berufliches Engagement selten erlaubt und er sich größtenteils seiner Zeit der Hilfe für andere Menschen verschrieben hat. Schon in jungen Jahren war es Heinz Trebbin vollkommen klar, sich später einmal um das Wohlergehen seiner Mitmenschen zu kümmern, daher wollte er auch unbedingt einen Beruf erlernen, wo er aus eigener Kraft im Stande war, etwas zu bewegen. Tatsächlich hat das Wort „bewegen“ definitiv die mit Abstand größte Bedeutung in seinem Leben bekommen, da er sich als Orthopädietechnikmeister auf das Gebiet „Prothesenentwicklung und Ausbildung“ spezialisiert hat und seit Jahrzehnten als gefragter Experte und Berater in zahlreichen Entwicklungsländern tätig ist.

FA_12_13_Trebin02Unmittelbar nach seinen Ausbildungen in Kempten und Dortmund zog es den heute 55-Jährigen sofort hinaus in ferne Länder und sein überdurchschnittliches Sprachverständnis machte es ihm leicht, gleich zu Beginn für ein Jahr eine lehrende Stelle an einer Schule für Orthopädietechnik in Tansania anzunehmen, bis er dann im Anschluss zwei Jahre lang in Pakistan in einer Klinikwerkstatt tätig war. Daraufhin folgten Projekte und Einsätze in Afghanistan, Angola, Kambodscha, Vietnam, Haiti und letztendlich El Salvador, wo er von 1993 – 2008 lebte und dort an der einzig international anerkannten Schule für Orthopädietechnik in Lateinamerika drei komplette Studiengänge aufbaute, auf die er ganz besonders stolz ist. „Es ist ein wunderbares Gefühl, all meine gesammelten Erfahrungen in Kombination mit unserem technischen Know How für qualifizierte Ausbildungen  weitergeben zu dürfen“, damit  Hilfsbedürftige zukünftig durch kompetente Fachleute qualitativ gut und flächendeckender versorgt werden können. In El Salvador lernte Heinz Trebbin schließlich auch seine Frau Patricia kennen, wurde Vater von Tochter Frida und Sohn Patrick und verbrachte auch dort die Zeit mit seiner Familie bis zu ihrer Rückkehr 2009 nach Kempten. Ein wohlüberlegter Schritt, der zu Beginn des Umzugs nicht allen Familienmitgliedern gleich leicht gefallen ist, da es für seine Frau und Kinder zunächst einmal eine komplett neue Welt zu entdecken gab. „Ich selber war immer schon ein Weltenbummler und offen für andere Länder und Kulturen“, erzählt er mir fast schon ein wenig wehmütig, auch wenn er glücklich ist, wieder in seiner Heimat leben zu dürfen. Gerade Lateinamerika wird mittlerweile immer maßgebender von einer Zweiklassengesellschaft geprägt und das tägliche Leben stellt häufig eine große Herausforderung dar. „Es ist nicht möglich, ein Leben in Freiheit zu führen, vor allem wenn man Kinder hat“, oftmals lauern Gefahren und Verbrechen, wie wir sie hier bei uns schwer vorstellen können. Der Alltag findet oft in einer künstlichen Welt statt, die sich nur ein geringer Teil der Bevölkerung leisten kann und da er und seine Frau den Kindern ein unbeschwertes Leben geben wollten, haben sie sich für diesen großen Schritt entschieden.

Auch er selber kam bei seinen Auslandsaufenthalten mehrfach in Situationen, die ihn beinahe das Leben gekostet hätten, als z.B. direkt bei seiner Ankunft in Afghanistan der Flughafen bombardiert wurde, er in Tansania fast unheilbar an Typhus erkrankte oder in El Salvador von drei Räubern mit vorgehaltener Pistole bedroht wurde. Für ihn war dies aber niemals ein ausschlaggebender Grund, seine Arbeit in ruhigeren Gefilden auszuführen, ganz im Gegenteil. Im Laufe der Jahre wurde er zu einem der gefragtesten internationalen Fachleute im Bereich der Rehabilitation behinderter Menschen und kam durch seine umfangreichen Erfahrungen als Berater in vielen Katastrophengebieten, wie z.B. beim folgenschweren Erdbeben in Haiti zum Einsatz.

2012 erhielt er für seine außerordentlichen Verdienste höchste Anerkennung, als ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen wurde.  Sein Wirken hat auf der ganzen Welt im wahrsten Sinne deutliche Spuren hinterlassen und sehr vielen Beinamputierten wieder den Weg zurück ins Leben geebnet. „Für mich ist es einfach unheimlich wichtig, allen Menschen, egal ob arm oder reich, Hilfe leisten zu können und Prothesen zu fairen und erschwinglichen Preisen anzubieten“. Daher war Heinz Trebbin auch maßgeblich an der Entwicklung des Niagara Fußes beteiligt, eine Beinprothese, die den hohen Belastungen, Sonneneinflüssen und der permanenten Feuchtigkeit in den Entwicklungsländern Stand hält. Er ist überglücklich, dass es ihm in Zusammenarbeit mit der Firma DOI ortho-innovativ, einer Tochterfirma der Firma Dambeck in Kempten, gelungen ist, diese bahnbrechende innovative Erfindung so kostengünstig umzusetzen und dadurch wesentlich dazu beiträgt, Hilfsbedürftige noch effizienter unterstützen zu können.

Sein vorbildlich-soziales Engagement begleitet den begeistern Hobbykoch mit seiner leidenschaftlichen Vorliebe für Allgäuer Kässpatzen seit seiner Jugend und wenn ich ihn nach seinem größten Traum frage, gibt er spontan nur eine einzige klare Antwort: „Mein größter Wunsch ist es, eine eigene Hilfsorganisation mit gezielt kleinen Einheiten zu gründen und dafür zu sorgen, dass die Spendengelder auch wirklich direkt den Menschen vor Ort zu Gute kommen“.

Ein Traum, der bestimmt kein Traum bleiben wird, denn wer Heinz Trebbin einmal kennen gelernt hat weiß, dass er mit seinem unermüdlichen Einsatz ganz sicher noch sehr viele Herzensangelegenheiten in die Tat umsetzen wird.

Text · Bilder: Tanja Hiebsch

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