Essen & TrinkenLeben

„Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge“

Clive Smith übergibt „seinen“ Erlebnisgasthof an Janos Kasa und Halasz Zeno

Marlene lacht fröhlich, Clive schenkt ihr ein zustimmendes Lächeln. Man merkt es eindeutig: Die Inhaber des Erlebnisgasthofes Krone in der Füssener Innenstadt blicken offensichtlich sehr glücklich auf die fast 23 wundervollen Jahren in ihrem Gasthof zurück, übergaben diesen nun am 30. Oktober an ihren langjährigen Servicemitarbeiter Janos Kasa und Halasz Zeno und starten somit in ihren ersehnten „3. Lebensabschnitt“.

Im März waren es 22 Jahren, als Clive Smith und seine Frau Marlene aus Seeleuten bei Seeg den Gasthof Krone übernahmen. Sie brachten ideale Voraussetzungen für die Führung des traditionellen Gasthofes mit: Er gebürtiger Engländer mit Kochausbildung und sie als Hauswirtschafterin. Und trotzdem waren sie keine typischen Wirtsleute. Vielleicht auch deswegen, weil sie nicht nach außen präsent waren. Für die Smiths zählte nicht ihre Person. Die Gäste sollten in die „Krone“ kommen, weil es die „Krone“ ist und nicht wegen den Pächtern. Das haben sie erreicht. „Aber auch nur weil wir tolle Mitarbeiter haben. Sie haben unsere Philosophie mitgetragen“, sind die beiden dankbar. So bekamen sie die Möglichkeit, sich immer wieder genügend Freiräume zu schaffen, um für ihre drei Kinder da zu sein.

„Unser Konzept musste nicht jedem gefallen“

Clive Smith spricht von viel Glück, wenn er an die vergangenen Jahre zurück blickt. Glück in der Arbeit, mit der Familie, der Gesundheit und das Glück, einen neuen Lebensabschnitt anfangen zu dürfen. Den Ärger, der so ein Geschäft mitbringt, den winkt er belanglos ab – „es gehört dazu, das Positive überwiegt“, meint er nur lächelnd.

Wer weiß, ob er heute vieles anders machen würde – „die Zeiten waren damals andere. Heute gibt es strengere Auflagen. Ideen umsetzen bedeutet, viele Hürden auf sich zu nehmen. Früher war das einfacher“, gibt er zu verstehen. Und trotzdem war es für ihn selbstverständlich, sich für seine Stadt zu engagieren, Dinge zu verbessern und für andere ein „offenes Ohr“ zu haben. Er war Wirte-Sprecher aus Überzeugung und für manche vielleicht auch unbequem, weil er ständig nachfragte und nachhakte. Ein „Nein“ aus Prinzip,  das gab es für den 57-Jährigen nicht. „Man muss Neues ausprobieren. Wie sonst würde man erfahren, ob es gut oder schlecht ist?“

Smith war der erste, der eine Erlebnisgastronomie aus seinem Gasthof machte. Als es 2000 soweit war, ging es durch Füssen wie ein Lauffeuer „In der Krone isst man jetzt mit Fingern, weil sie kein Besteck mehr haben“. Welch ein Glück, sagten die einen, während die Skeptiker ihre Kritik nicht für sich behielten und sich demonstrativ als Gäste nicht mehr blicken ließen. „Unser Konzept muss nicht jedem gefallen. Wenn es jemanden nicht passt, dann hat er eben den falschen Gasthof ausgewählt, dachten wir uns“, erzählen die Beiden. Das Konzept kam an. aus dem traditionellen bayrischen „Gasthof Krone“, wurde ein ritterlich-mittelalterliches Erlebnis für alle Besucher. Die „Krone“ wurde umdekoriert. Statt aus Gläsern, durften die Besucher nun aus Krügen trinken und während den Rittermahlen, die aus traditionellen bayerischen Gerichten mit wohlklingenden mittelalterlichen Namen bestanden, sollte man auf Gabeln verzichten und sich einmal fühlen wie im  13. Jahrhundert.  Die Servicemitarbeiter wurden ebenfalls umgekleidet – alles wurde umgestaltet. Alles, außer die Qualität des Essens und die herzliche, fröhliche Art der Smiths. Normal hätten die Smiths erst nächstes Jahr mit der „Krone“ aufgehört. Aber der ursprünglich angedachte Verkauf des historischen Gebäudes ließen die zwei ihre Planung ändern. Nachdem der Gasthof nun doch nicht verkauft wurde, bleiben sie ihrem Plan, früher aufzuhören, treu. „Zum Glück. Nachdem wir nun Großeltern eines kleinen Mädchens geworden sind, passt das Timing sehr gut“.

Janos Kasa und Halasz Zeno werden den Gasthof übernehmen. „Es geht nahtlos über“, so Smith. Seit 12 Jahren zählt Kasa zu den festen Mitarbeitern der Familie Smith. „Janos ist prädestiniert für diesen Job. Er kennt die Leute und sie kennen ihn. Aber vor allem macht er seine Arbeit mit Leidenschaft. Und diese Liebe für das Gastgewerbe muss man mit sich bringen, sonst wird es nicht funktionieren“, so Smith. Ob er die „Krone“ vermissen wird? „Sagen wir mal so. Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es war doch eine lange Zeit hier“. Marlene Smith sieht es ein wenig anders. Sie freut sich auf neue Aufgaben. „Die Arbeit hat mir so viel Spaß gemacht. Ich könnte mir durchaus vorstellen im Gastgewerbe weiter zu arbeiten – allerdings nicht an der Front, mehr im Hintergrund“, meint sie lachend.

Alles ist vorbereitet für den 3. Lebensabschnitt, wie es Clive Smith nennt. Er hat sich ein Gewächshaus gebaut und will gärtnern. „Mein Großvater hatte einen grünen Daumen. Alle sagten, er wäre ein herausragender Gärtner gewesen. Ich hoffe, dass ich dieses grüne Gen von ihm vererbt bekommen habe“, schmunzelt Smith. Denn bisher hatte er noch keine Erfahrung als Hobbygärtner machen können. Das schreckt ihn aber nicht zurück. „Warum auch, ich muss es einfach probieren“ – eine typische Antwort, die einfach überzeugend klingt.

Text: Sabina Riegger, Jessica Schwarz
Bild: Sabina Riegger

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