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Mit dem Blickwinkel einer Frau

„Ich wünsche mir noch mehr Frauen in der Politik“

Dass Politik etwas Spannendes sein kann, macht Landtagsabgeordnete Angelika Schorer klar. Als Mutter von vier Kindern hat sie vieles erreichen können, indem sie sich erst ehrenamtlich für Belange einsetzte, die für sie und andere Bürger wichtig waren. Erst später kam sie zur Politik, einem harten Geschäft, in dem man seine Forderungen beharrlich und konsequent durchsetzen muss. Wir haben uns mit Angelika Schorer zu einem Gespräch in unserer Redaktion getroffen und sprachen nicht nur über die Frau in der Politik.

Sie waren nicht immer Politikerin?
Ich habe Bankkauffrau gelernt und bin bis zur Geburt meines zweiten Kindes berufstätig gewesen. Meine Mutter hat oft auf unser erstes Kind aufgepasst.

Wollten Sie Bankkauffrau werden oder hat man den Beruf für Sie ausgesucht?
Zu meiner Zeit war es so, dass es hieß, Mädchen gehen nicht aufs Gymnasium. Es war schon mehr den Buben vorbehalten. Ich habe mich durchgesetzt und habe auch ganz klar gesagt, was ich wollte: die Mittlere Reife und eine Banklehre machen. Heute bin ich der Meinung, dass es durchaus gut ist, erst einmal eine Lehre zu machen und danach mit einem Studium zu beginnen.

Sie wussten also schon damals, was sie wollen?
Ja, das sagt man mir nach (lacht). Aber ich denke, die Ältesten kämpfen sich durch. Und wenn man das Älteste von vier Kindern ist, muss man sich mehr behaupten. Ich habe das bei meinen Kindern auch gesehen – auch wenn man es als Eltern versucht auszugleichen.

Sie haben mit 22 Jahren geheiratet. Das muss doch eine Herausforderung für Sie gewesen sein, Kinder, Berufund Hof unter einem Hut zu bringen?
Ich hatte nicht das Gefühl, dass es eine Herausforderung war. Es war irgendwie ganz selbstverständlich, zumal ich ja auch jung war. Da schafft man vielleicht mehr, weil man auch mehr Energie hat.

Wenn Sie von Ihrer Zeit sprechen, wardas üblich, dass Frauen zu Hause blieben?
Zu der Zeit ja.

Sie aber haben sich über die Konventionen durchgesetzt?
Ja, ich habe 1984 den ersten Computerkurs gemacht. Ich wollte nicht stehen bleiben, das war mein Anspruch. Das sehe ich auch heute noch so.

Wie ist Ihr Mann damit umgegangen?
Mein Mann hat sich viel Ehrenamtlich engagiert. Aber er hat meine Interessen auch mitgetragen. Er fand das ganz gut. Natürlich musste ich mir die Zeit einteilen, ich war für das Haus und den Hof zuständig. Aber als Frau hat man ein gewisses Organisationstalent, dann hat man auch Zeit für sich selbst, auch wenn es nicht viel ist.

Sie waren 36 Jahre alt, als Sie anfingen sich politisch zu engagieren. Was war der Auslöser dafür?
Dass ich mit meinem ehrenamtlichen Engagement in bestimmten Themen nicht mehr weiter voran kam. Plötzlich ging nichts mehr vorwärts. Ich entschloss mich dann zu einer Podiumsdiskussion mit Richard Wengenmeier zu gehen. Es ging um die EU-Agrarpolitik. Ich habe dann meine Sichtweise erklärt, woraufhin Herr Wengenmeier sagte: Wir brauchen Frauen mit so einer Sichtweise. Und prompt wurde ich in den Arbeitskreis Landwirtschaft gewählt.

Eine tolle Sache. Wie hat ihr Mann darauf reagiert?
Eine Woche lang gar nicht, weil ich es ihm nicht sagte, bis er selbst nachfragte, ob es denn nicht Neuwahlen gab? Und ich meinte ja, und das ich Manches ab jetzt auch mitgestalten werde. Er hat dann nur gegrinst. Das war kein Thema für ihn, dass ich mich nun engagieren werde. Alle anderen Ämter, für die ich mich habe nominieren lassen, habe ich vorher mit meiner Familie abgesprochen. Die Unterstützung von der ganzen Familie ist sehr wichtig. Ich brauche den Rückhalt und die Freude für die Arbeit.

Es gibt sicherlich Männer, die nicht gut damit umgehen können, wenn die eigene Frau so im Rampenlicht steht. Wie ist das bei Ihnen zu Hause?
Ich habe einen sehr selbstständigen und selbstbewussten Mann, der meine Arbeit akzeptiert.

Wie sehen sie die Rolle der Frau jetzt?
In den letzten 10 Jahren hat sich vieles positiv geändert. Als ich in die Arbeitskreise kam, gab es Vorkämpferinnen, die uns für jetzt den Weg geebnet haben. Damals war ich die Erste, die ein Direktmandat in den Landtag hatte. Die Chancen stehen gut, dass bei der kommenden Wahl noch zwei weitere Direktkandidatinnen hinzukommen. Dieses Jahr haben wir Drei mit einem Direktmandat. Das freut mich sehr. Wir haben mittlerweile in den Verwaltungen und Ministerien Job-Sharings. Das war früher undenkbar.

Bedeutet das, dass auch Frauen in der Politik zunehmend präsent sind?
Ja. Ich denke es gehört dazu, dass die Frauen, die nach uns kommen, es leichter haben. Die letzten Jahre war die Intension der eigenen Partei, dass Frauen auch einen Vorsitz im Ausschuss haben. Es ist auch einiges gelungen und es hat sich auch gut entwickelt. Frauen können nicht nur Soziales, sie können sich auch in andere Themen einarbeiten. Man darf sich nicht nur in eine Rolle drängen lassen, weil man eine Frau ist.

Finden Sie, dass es die Frauen hier in Deutschland einfacher haben als im übrigen Europa?
Die jetzige Generation ja. Unsere Frauengruppe in der CSU hat vor einigen Jahren unter anderem Anträge gestellt, dass Schulen und Lehrer dafür werben, dass Mädchen in mathematischen und technischen Berufen gefördert werden.

Ist das aber nicht selbstverständlich?
Nein, damals nicht. Ich hab das lange nicht geglaubt. Zum heutigen Zeitpunkt ist das  gar kein Thema mehr.

Sehen Sie sich als eine emanzipierte Frau?
Selbstbewusst bin ich sicher.

Fragen wir andersrum, was ist für Sie Emanzipation?
Wenn man sich das Bild einer Emanze vorstellt, dann passe ich nicht in dieses Schema rein. Wenn man aber emanzipiert mit selbstständig und selbstbewusst assoziiert, dann kann ich mich damit identifizieren.

Ist Politik nicht manchmal mühsam?
Ich habe jetzt alle Ebenen durchgearbeitet, von der Arbeit im Gemeinderat bis zur  Kommunalpolitik, Kreistag und nun Landtag. Beim letzteren sind die Wege der Umsetzung und Entscheidung sehr lang. Das kann sich bis zu einem halben Jahr und länger hinziehen. Das musste ich erst lernen. Ich war am Anfang ungeduldig, weil man im eigenen Betrieb Dinge und Entscheidungen sofort durchsetzt.

Manche Politiker kannten Sie vom Fernsehen und anderen Medien. Jetzt machen Sie mit ihnen gemeinsam Politik. Was ist das für ein Gefühl, sofern man es so nennen kann?
Man erlebt es auf einer ganz besonderen Ebene. Es ist so, dass ich für meine Arbeit  Verbündete brauche. Ich muss sie für mein Projekt überzeugen und begeistern können. Wichtig sind Beharrlichkeit, Zielstrebigkeit und Überzeugungskraft.

Haben Sie sich so ihren politischen Werdegang vorgestellt?
Nein, ganz und gar nicht. Man kann so etwas nicht planen.

Mit was werben Sie bei Ihren Wählern?
Mit Einsatz für die Region, meinen Fach-themen in denen ich mich bestens auskenne und dass ich hier verwurzelt bin.

Was ist ihr nächstes Ziel?
Dass ich mit einem guten Ergebnis wieder in den bayerischen Landtag gewählt werde und dass ich auch weiterhin die Politik Bayerns mitgestalten darf.

Ich danke Ihnen für das Gespräch und die Zeit, die Sie sich für uns genommen haben.
Ich danke Ihnen und ich möchte zum Abschluss gerne noch was sagen: ich hoffe und wünsche, dass ich ein Vorbild bin für Frauen und dass sie sich in der Politik engagieren. Denn wir brauchen ihren Blickwinkel, damit uns in Zukunft noch mehr gelingt.

Text · Bild: Sabina Riegger

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