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Zu Besuch im Haus „Sonnenheim“

„Wir sind ganz normale Frauen“

Füssen.   Manche Menschen sind immer auf der Suche, andere wiederum finden ganz früh ihren Weg, der sie durch das Leben begleitet. Sie sind angekommen, sie sind mit sich im Reinen – egal, was andere davon denken oder halten. Zugegeben, sich für einen Orden zu entscheiden und ein Gelübde für Armut, Ehelosigkeit und Gehorsam abzulegen, ist richtig „heftig“, wie es die junge Generation ausdrücken würde. Die Freunde und Geschwister von Schwester Stephanie waren nicht erfreut, als sie hörten, dass sie in den Orden der Vinzentinerinnen eintreten würde. Sie, Marina, die Fröhliche, Lachende, die Eishockey und das Leben liebt. „Meine beste Freundin, eine Slowenin, hat geweint“, erinnert sie sich lachend an die Zeit zurück. Damals war sie 24 Jahre alt, heute ist sie 52.

Das Leben liebt Schwester Stephanie nach wie vor – vielleicht ist es sogar noch intensiver geworden. Früher hat sie auch gesucht, sie wusste nur nicht, was es war. „Als ich an einem Besinnungswochenende mit meiner Schwester in das Kloster in Augsburg kam, wusste ich, das ist es. Hier fühle ich mich wohl.“ Es war die Atmosphäre, die freundliche Art der Schwestern, die sie faszinierten. „Ich habe die Nähe zu Gott gesucht und das habe ich gefunden“, sagt sie lachend und erzählt von ihrer ersten Begegnung. „Die Schwestern luden mich zur Vesper ein. Ich lehnte dankend ab und meinte, dass ich schon gegessen habe. Die Ordensschwestern lachten. Vesper bedeutet nämlich Abendgebet und das wusste ich damals noch nicht“.

Es war ihre Schwester, die sie mit zu dem Besinnungswochenende mitnahm. „Sie hat sich lange Zeit Vorwürfe gemacht, weil sie dachte sie sei schuld, dass ich Ordensfrau geworden bin“, erzählt die Kemptenerin. „Dabei bin ich ihr dankbar dafür. Auch wenn ich an diesem besagten Wochenende nicht mitgekommen wäre, es hätte sich sicher ein anderer Weg gefunden“. Die Rucksackreisen, Tanzen oder ins Kino gehen vermisst sie nicht. „Natürlich muss man sich anfangs umstellen. Aber es war alles so spannend und schön, dass die Umstellung gar nicht schwer fiel“. erzählt sie über die Anfangszeit.
Mit ihrer besten Freundin ist sie immer noch in Kontakt. Sie schreiben sich Briefe oder telefonieren – es ist eine enge Bindung da, zumal sie Trauzeugin und Patentante ihres ersten Kindes ist. Besuchen kann sie ihre Freundin nicht oft, das ist nicht erlaubt. „Wir können in den ordenseigenen Erholungsheimen Urlaub machen“, beschreibt sie die Möglichkeiten einer Erholung. Eigenes Geld hat sie nicht. „Was wir zum Beispiel zum Leben brauchen, wie Toilettenartikel, bekommen wir vom Orden“, beschreibt sie kurz das Gelübde der Armut. Zu Weihnachten können sich die Schwestern etwas wünschen, CD oder auch Bücher, die sie dann geschenkt bekommen.

 

Interview · Bild: Sabina Riegger

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