Menschen

„Ich fühle mich im Allgäu richtig wohl“

Zwischen dem Meer und den Bergen

Füssen.   Die einen können ohne die Berge nicht sein, während die Anderen das Gefühl haben, eingeengt zu werden. Boro Martic brauchte lange, bis er sich an die „Riesen“ gewöhnte. Manchmal vermisst er das Meer und die salzige Luft , den Wein, der nur zu Hause in Dalmatien wirklich schmeckt. „Diese Gedanken sind nicht oft, nur ab und zu. Eigentlich fühle ich mich wie ein Allgäuer, der kein Dialekt spricht aber alles versteht“, sagt er ernst. 

Als Jugendlicher ist Boro Martic nach Deutschland gekommen. Seine Ausbildung als Hotelfachmann ließ ihn in den besten Häusern arbeiten. „Das gehört der Vergangenheit an. Natürlich ist es anfangs etwas Besonderes, wenn man in Glace Handschuhen bedient und Prominenten aus Politik und Kultur ständig begegnet. Für das Ego und die Weiterentwicklung ist das sicherlich auch fördernd. Aber irgendwann war mir klar, dass ich nicht nur ein Butler sein wollte. Ich wollte meine Kreativität, mein Wissen einsetzen“, erzählt der 52-jährige. Jetzt sieht er seine Arbeit, meint er und deutet auf „seinen“ Biergarten. Als er zum „“ kam, kannte er seinen Chef bereits als Gast. „Für mich war es eine Herausforderung, das Restaurant in Füssen mitzuplanen und zu gestalten. Ich habe dazu einen ganz anderen Bezug“, meint Boro Martic Als Geschäftsführer trägt er die Verantwortung für 13 Mitarbeiter. „Die Aufgabe macht mir Spaß, wir haben hier lauter nette Kollegen. Für ein gutes Betriebsklima ist das sehr wichtig.“

Einmal Gastronomie, immer Gastronomie

Eine andere Tätigkeit kann sich der gebürtige Kroate gar nicht so richtig vorstellen. „Wenn man einmal in der Gastronomie gearbeitet hat, kommt man nicht so schnell davon los. Sicherlich muss man die Arbeitszeiten mögen. Aber die sind genauso wie bei Ärzten, Krankenschwestern, Polizisten oder Schichtarbeitern. Sie haben auch unregelmäßige Arbeitszeiten und nicht immer am Wochenende frei. Man muss seine Arbeit eben mögen“, erläutert der Vater eines Sohnes.

Die eigene Kultur ist wichtig

Man sagt, dass die Menschen am Meer ruhig sind. Sie beobachten viel lieber als dass sie reden. Bei Boro Martic  trifft das zu. Von seinem Lieblingsplatz aus, hinter der Theke, hat er einen Gesamtüberblick auf das Restaurant. Ohne viel Worte kann er so das Geschehen beobachten und wenn es notwendig ist behilflich sein. „Ich möchte mich nicht aufdrängen, aber ich will dem Gast signalisieren, ich bin da“, so der Hotelfachmann. Immer anwesend und doch diskret zurückhaltend sein, das lernte er während seiner Ausbildung. Heute kommt ihm das zu Gute und seine Gäste schätzen es.

Jedes Jahr, wenn er mit seiner Familie ans Meer nach Dalmatien fährt, kommt dann die Sehnsucht nach der alten Heimat. „Es ist die Vorfreude mit dem Boot aufs Meer rauszufahren, Karten zu spielen und zu angeln. Die Sardellen schmecken dort einfach anders, der Wein – die Menschen sind einfacher, sie leben irgendwie ihren Tag – nicht so wie hier bei uns. Sie haben einfach eine andere Auffassung vom Leben als wir in Deutschland.“ Für Boro Martic ist es wichtig die eigene Kultur zu leben. „Deswegen fühle ich mich hier im Allgäu so wohl. Die Allgäuer pflegen ihren Brauchtum und den Dialekt und das finde ich einfach toll. Wenn die Einheimischen untereinander reden, dann wird nichts verstellt – das fasziniert mich. Wobei ich anfangs nicht wusste was ‚doba, dussa und na“ bedeuten. Verstehen kann ich heute alles, nur mit dem sprechen hab ich ein Problem. Bei mir hört sich das nicht so gut an“, gibt er lachend zu. Ob er später mal im Alter nach Imotski zurück will? „Das kann ich jetzt noch nicht beantworten. Ich liebe das Allgäu und das Meer. Ich könnte mir vorstellen, das ich auch später weder das hier missen möchte noch die Bootsfahrten aufs offene Meer“.

 

Text · Bild: Sabina Riegger

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