Menschen

Südtiroler mit Hang zum Herz

Assistenzarzt Dr. Simon Delladio

Füssen.    Die Möglichkeit, sich später möglichst in einer netten Umgebung in Deutschland, Italien oder Österreich mit eigener Praxis niederzulassen, bezieht der Südtiroler durchaus in Betracht. „Ich habe gern persönlichen Kontakt zu Patienten“, betont der 31-jährige Assistenzarzt der Klinik Füssen. „Aber genau das haben wir doch an unserem Krankenhaus auch. Daher ist es wahrscheinlicher, dass ich Klinikarzt bleibe.“ Außerdem können sich die Assistenzärzte in der „Inneren“ dank Chefarzt Dr. Hinterseer auf die „Muskelpumpe Herz“ spezialisieren. Dr. Delladio: „Kardiologie ist das Gebiet, das mich besonders interessiert.“

Bevor sich Dr. Simon Delladio am späten Nachmittag in der Klinik mit einer kleinen Brotzeit stärkt und dabei entspannt, war er als Notarzt im Einsatz. „Auf den Weg zu den Königschlössern hatte wieder einmal ein Tourist eine Herzattacke. Jetzt geht es ihm den Umständen entsprechend wieder gut.“ Andere Menschen versorgen, lernte der heutige Füssener Assistenzarzt nicht erst im Studium in Innsbruck, das er mit der Promotion 2006 abschloss. Nach seiner guten Matura hat er zehn Monate einen freiwilligen Zivildienst abgeleistet. „Die Begleitung von Krankentransporten beim Weißen Kreuz, wo ich später auch selbst Fahrer war, gab sicherlich den direkten Anstoß, Humanmedizin zu studieren. So konnte ich mir damals gut vorstellen, als Notarzt zu arbeiten.“ Als Student musste er viel trockenen naturwissenschaftlichen Stoff lernen. Das schreckte ihn aber nicht ab. „Besser als die Vorlesungen und die Seminare in Chemie oder Physik in den ersten Semestern haben mir natürlich die Anatomie- und andere Praktika gefallen“, blickt er auf die Studienjahre zurück, die er mit dem italienischen Staatsexamen in Bologna abschloss.

In seiner Familie gibt es keine Ärzte, wie dies bei vielen Medizinstudenten häufig der Fall ist. Seinen Berufsweg konnte er nach Interesse und Neigung einschlagen. Er war bei der Entscheidung frei. „Meine Mutter arbeitet in der Schulverwaltung“, berichtet er. „Sie war allein erziehend. Als Bub war ich tagsüber bei den Großeltern.“

Über seine Kindheit in einem Südtiroler Dorf gibt es – mit einer Einschränkung – ausschließlich Positives zu berichten. Im Winter sei er oft krank gewesen. „Daher bin ich zum Skifahren, das mir heute so riesigen Spaß macht, eigentlich erst als Jugendlicher gekommen. Als Bub war ich eifrig am lernen, aber natürlich auch mit Freunden draußen in der schönen Natur.“ In die Bergwelt zieht es ihn bis heute zum Relaxen, „mehr zum Wandern, weniger zum Klettern, ab und zu mal gerne einen Klettersteig“. Erholung findet er auch gern bei Städtereisen. „Barcelona und Lissabon zum Beispiel sind wunderbar.“

Dieses Jahr gibt es ein Urlaubsziel, das er mit Freunden erkunden will: die Karibik. „Wahrscheinlich fliegen wir nach Kuba.“

Freundliche, offene Menschen begegnen ihm allerdings auch am Arbeitsplatz. Am Anfang habe er bei der Visite noch reines Hochdeutsch gesprochen. Längst darf der Dialekt einfließen. Er habe die Erfahrung gemacht, „das gefällt den Leuten. Es ist toll, wie man als Südtiroler im Ostallgäu akzeptiert wird.“ Er muss schmunzeln: „Hier wurde ich aber auch schon oft für einen Schweizer gehalten. Die Allgäuer mögen Südtirol und besuchen Orte wie Brixen oder Bozen. Manche kennen sich in meiner Heimat vielleicht schon besser aus als ich. Denn mit dem Berufstart hat sich mein Lebensmittelpunkt verändert.“

Dr. Simon Delladio fühlt sich in Füssen wohl und pflegt von hier aus die Brücke nach Innsbruck, woher er vor dreieinhalb Jahren zu seiner ersten Assistenzarztstelle kam. „Der gute Tipp, mich hier in Füssen am Krankenhaus zu bewerben, kam von einer Studienkollegin, die hier arbeitet.“ Beide kennen sich aus der Zeit, als er in Studentenklubs den DJ spielte. „Ich bin zwar eher ein ruhiger Typ, aber Musik auflegen und damit für gute Stimmung sorgen war ein echtes Hobby von mir.“

Text: Werner Hacker · Bild: Privat

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