Menschen

Die Tür muss von innen aufgehen

Integration, aber wie?

Füssen.    Integration hat es immer schon gegeben und das nicht nur in Deutschland. Heute wird dieses Thema wieder stark thematisiert. Gründe gibt es viele, hauptsächlich ist es aber die Unzufriedenheit und die Suche nach Halt – und das auf beiden Seiten. Leben zwischen zwei Kulturen war noch nie einfach, besonders dann nicht, wenn sie so verschieden sind wie die der Christen und der Moslems. Sich in eine Gemeinschaft einbinden und dazu gehören ist vor allem für junge Menschen sehr wichtig. Die Schule spielt dabei eine zentrale Rolle. Hier soll unter anderem Integration stattfinden und das Miteinander gefördert werden. Denn 20 Prozent aller Kinder aus Einwandererfamilien verlassen in Deutschland die Schule ohne Abschluss. Lothar Schaffrath, Lehrer an der Anton-Sturm-Mittelschule in Füssen und Johanna Bobinger, Sozialpädagogin, sehen die Integration der Schüler auf der Hauptschule positiv entgegen. 

Sechs Jahre war Johanna Bobinger als Sozialpädagogin in der Praxisklasse an der Hauptschule in Füssen. Etwa 30 Prozent der Schüler waren ausländischer Herkunft. „Die Praxisklasse diente dazu, schulisch schwache Schüler mit problematischem Hintergrund zu fördern beziehungsweise zu unterstützen. Da waren auch viele deutsche Jugendliche dabei“. In einer Kleinstadt wie Füssen scheint die Problematik der Integration nicht so groß zu sein wie in Großstädten, wo Anonymität herrscht. Immer wieder wird beklagt, dass Eltern von Migrantenkindern kein Interesse an den schulischen Leistungen haben. Das können Lothar Schaffrath und Johanna Bobinger nicht bestätigen. „Immer mehr Schüler machen bei uns den Qualifizierenden Hauptschulabschluss oder auch den M-Zug. Sie streben alle eine Ausbildung an“, so Schaffrath. „Ich glaube nicht einmal, dass die Eltern kein Interesse haben – sie haben Vertrauen zu uns Lehrern und wissen, dass ihre Kinder bei uns gut aufgehoben sind“, fügt Johanna Bobinger hinzu. Als Sozialpädagogin bekommt sie öfters die Lebenssituationen mit, in denen die Eltern auch dankbar für die Bemühungen sind. Allerdings kann man niemanden zu einer Integration zwingen, weiß auch die Sozialpädagogin. „Man muss schon selbst auch dafür bereit sein“.

Schulen als Instrument

zur Integration

Auch in Füssen gibt es Ganztagsklassen, in der die Kinder gefördert und beaufsichtigt werden. „In den Ganztagsklassen  sind sowohl Migranten- als auch deutsche Kinder. Egal, welcher Nationalität sie sind, hier wird die Gemeinschaft gefordert und auch einige Benimmregeln gelehrt. Viele Kinder kennen es nicht, dass man gemeinsam isst, sich vorher die Hände wäscht oder wie sie Messer und Gabel halten sollen“, erzählt Schaffrath. Auf der Mittelschule in Füssen sind etwa 25 Prozent der Schüler Ausländer. Nicht mitgerechnet sind die, die einen Migrationshintergrund haben. Die meisten von ihnen sprechen Deutsch, einige eher schwach. Den Grund darin sieht Schaffrath in ihrer Wohnumgebung und dem wenigen Kontakt zu deutschen Kindern und Jugendlichen. Sie leben dort in ihrer eigenen Welt. Um das zu verhindern und den Kindern und Jugendlichen faire Chancen in der Ausbildung zu ermöglichen findet Lothar Schaffrath, dass  mehr getan werden muss. „Die Kinder müssen in den Kindergarten gehen. Ein Pflichtjahr für alle wäre zwingend notwendig. Integration muss bereits in der Grundschule anfangen. Die Kinder müssen mehr gefördert werden, allerdings in kleineren Klassen“. Der Pädagoge ist sich sicher, dass solche Prävention den Staat aus langer Sicht weniger Geld kosten würde. Das Integration nicht von heute auf morgen stattfinden kann, ist allen bekannt. „Integration findet über Generationen statt. Doch ohne gegenseitigen Respekt und Achtung ist das nicht möglich. Integration eröffnet allen die Möglichkeit, nicht ausgeschlossen zu werden. Ob man diese Gelegenheit nutzen will, bleibt jedem Einzelnen überlassen “, so Johanna Bobinger.

Text · Bild: rie

Verwandte Artikel

Das könnte Dich auch interessieren
Schließen
Schaltfläche "Zurück zum Anfang"