Menschen

Auf Reisen mit Dieter Kenkmann – Trauchgauer Frauen im Land der großen Berge

Halblech.    Seine Liebe gehört den Bergen und den Kindern. Für das Letztere geht er betteln, wie er manchmal selbst sagt. In seiner Gemeinde Halblech kennen ihn nicht alle. In Nepal ist er eine Berühmtheit. Liebevoll wird er „Meme Dieter“ genannt, was Großvater Dieter bedeutet. Im April 2006 dankte seine Heiligkeit, der XIV. Dalai Lama, bei einer Privataudienz Dieter Kenkmann für sein Engagement für buddhistische Kinder und deren Eltern, für Kranke und Senioren und seine Unterstützung für die Schulen. Die Frauen vom Trauchgauer Adventsmarkt, der alle zwei Jahre stattfindet, wollten das Land kennen lernen, in dem sich Dieter Kenkmann so engagiert einsetzt. Was hat den heute 73-Jährigen bewegt, sich 20 Jahre lang für die Menschen dort einzusetzen. Im April 2010 konnten sich dann Romy Linder, Hilde Niklas, Heidi Merle, Rosmarie Gschmeißner, Steffi Helmer und Lotte Tschirschnitz selbst von den Projekten, von Tibet, der Kultur und den Menschen dort, ein Bild machen. Was sie erlebten war so beeindruckend, dass sie oft nicht die passenden Worte dafür fanden.

Ein unwirkliches Gefühl, genau das hatten sie, als die sechs Frauen in Kathmandu ankamen. Der erste Eindruck von vielen Menschen und Chaos versetze sie erst einmal ins Staunen. „Es war verwirrend und faszinierend zugleich“, fasst es Heidi Niklas in Worte. Eine Rundumbetreuung gab es von Dieter Kenkmann, der Tickets, Auto und Hotelzimmer besorgte. Eine Trekkingtour auf fast 4.000 Metern Höhe war mit Sicherheit ein Highlight für die Allgäuer Frauen. „Die sattgrünen Hügel, die Berge, einfach irre – da bekomme ich eine Gänsehaut wenn ich daran denke“, so Steffi Helmer. Für die meisten der sechs Frauen ist es überhaupt die erste Trekkingtour in dieser Höhe. Ein Erlebnis, das ewig in Erinnerung bleiben wird.

Bitterste Armut

Was Dieter Kenkmann alles geschafft hat, das konnten die Frauen hier erleben. „Er wird hier verehrt. Die Menschen haben große Hochachtung vor ihm“, erzählt Heidi Merle. Diese Hochachtung reicht so weit, dass Dieter Kenkmanns Bild neben dem des Dalai Lama hängt. 50 Kinder gehen in die Schule, die Dieter Kenkmann mit Hilfe von Sponsorengelder bauen ließ. „Sie haben eine Bibliothek in der die Bücher fein säuberlich eingeordnet sind, einen Computer, Instrumente, eine Tanzgruppe – alles was sie brauchen. Das schönste ist wohl ein eigenes Bett und dass sie drei Mal am Tag eine Mahlzeit bekommen. Zuhause gibt es so etwas nicht. „In den meisten Familien ist es ein großer Luxus, wenn man zwei Mal täglich kann“, erklärt Dieter Kenkmann. Kartoffeln und Reis sind die Grundnahrungsmittel, Eier gibt es nur für die Touristen. Wie vieles in Tibet wird von den Grundnahrungsmitteln bis hin zum Werkzeug und Baumaterialien, Hühner, ja sogar Coca Cola auf dem Rücken transportiert. Für alles was die Kinder und die Erwachsenen bekommen gibt es ein „Names tej“, was soviel bedeutet wie: „Ich grüße den Gott in Dir“. „Da ist man beschämt, wenn sie ihr Nichts mit einem teilen. Sie sind so dankbar und zufrieden. Plötzlich denkt man dann an das eigene Zuhause und die Kinder. Dort haben die Kinder keinen Ball, nichts. Sie spielen mit Stecken und einem alten Fahrrad und haben trotzdem zufriedene Gesichter. Unsere Kinder haben alles in Überfluss“, meint Steffi Helmer. Die Armut in Tibet ist nicht zu vergleichen mit der Armut in Deutschland. Die Eltern leben mit ihren Kindern in einem Raum. Drei Pritschen für sechs Personen ist nichts Ungewöhnliches. Der Boden ist gestampfter Lehm und das Dach besteht aus Wellblech. Manche Familien besitzen ein “variables Dach“, erklärt Dieter Kenkmann: „Wenn es regnet, wird das Wellblech von einer Seite zur anderen verschoben“.

Glaube und gute Vorsätze

„Wir sind alle gläubig. Doch die  Menschen da unten leben ihre Religion – sie haben eine tiefere Bindung zu Gott.  Sie leben den Tag“, schwärmt Hilde Niklas. Die Frauen haben sich fest vorgenommen, sich über Kleinigkeiten nicht mehr aufzuregen, weil es viel Wichtigeres im Leben gibt. Zum Beispiel Gesundheit. Manche Menschen sagen, dass es Zufälle gibt, andere wiederum nennen solche Begegnungen Schicksal. Steffi Helmer nennt es „göttliche Fügung“, denn sonst hätten sie das kleine Mädchen Sharmila nie kennen gelernt. Sharmila ist mit sechs Monaten ins Feuer gefallen und hat sich die Beine so verbrannt, dass es nur noch Stumpen waren. Sie robbte auf einem Schotterboden auf den Knien. Das Schicksal wollte es so, dass eine Frau den Allgäuerinnen ihre Kuh zeigen wollte. Eigentlich hatten sie dafür keine Zeit. Und so kam es wie es kommen sollte. Mittlerweile haben sie dafür gesorgt, dass das Mädchen operiert wurde und Prothesen bekommen hat. Jetzt kann sie wieder laufen. Die Operation hat 5.000 Rupien gekostet, das sind umgerechnet 50 Euro. „Damit sind die Unkosten gedeckt, alles andere haben die Ärzte umsonst gemacht. Das teuerste ist die Versorgung danach. Sie hat  bislang 3.000 Euro gekostet“, so Dieter Kenkmann, der über die großartige Hilfe der Frauen sehr angetan war. Alle sechs Monate müssen Schuhe und Prothesen bei Sharmila gewechselt werden. Mit Tensing haben die sechs Frauen eine liebevolle Betreuerin für Sharmila gefunden. Sie passt unter anderem auf, dass die Kosten den finanziellen Rahmen nicht übersteigen. Das Mädchen braucht eine Patenschaft, damit sie die Schule besuchen kann. Die Eltern sehen es als die Chance für das Kind an. Sie konnten gar nicht begreifen, dass es jemanden gibt der ihnen hilft“, so Rosmarie Gschmeißner. Vielleicht hat Sharmila das Glück und sie kommt in ein großes SOS Kinderdorf, hoffen die Frauen.

Dieter E. Kenkmann Fond 1987 e. V.

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Raiffeisenbank Halblech
BLZ: 733 699 33 · Kto. 42 42 42
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Postbank Essen
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Text: rie · Bilder: rie (1), oh (3)

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