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Neu im Allgäu: Schirmchen wird zum Rettungsschirm für Patienten

Herzspezialist Dr. Martin Hinterseer und sein Team bei spektakulären Eingriffen erfolgreich

Herzlichen Glückwunsch – dem OP-Team mit dem Füssener Kardiologen Dr. Martin Hinterseer ist eine wahre medizinische Pionierleistung im Allgäu zu verdanken. Erstmals und gleich in den ersten beiden aufeinander folgenden Eingriffen an zwei Patienten aus der Region wurden in der Klinik in Kaufbeuren belastende Herzfehler behoben. Dabei kommt eine neue Technik zum Einsatz. Sie verblüfft. Denn der Ausgangspunkt für den zirka einstündigen Eingriff ist nicht etwa der Brustkorb. Das Schirmchen wird über eine Vene am Oberschenkel eingeführt und von hier genau an die winzige Stelle im Herzen geführt, wo der Kardiologe dann das Loch im Herz verschließen kann.

Herzspezialist Dr. Martin Hinterseer (4. v. li.): „Obwohl Herzfehler heute dank modernster Techniken bereits früh erkannt werden, sehen wir eine Vielzahl ältere Menschen in der Sprechstunde, die Beschwerden haben, die auf einen nicht erkannten Herzfehler zurück zu führen sind. Einem solchen Patienten können wir jetzt einen Kathetereingriff anbieten und den Defekt ohne herzchirurgische Operation behandeln. Wissenschaftliche Studien und eigene Erfahrungen haben gezeigt, dass dieses Verfahren exzellente Langzeitergebnisse aufweist.“

 

Früher mussten die Chirurgen im Brustbereich des Patienten große Schnitte machen. Herzspezialist Dr. Hinterseer, der seit sechs Monaten am Füssener Krankenhaus „in der Inneren“ arbeitet, bringt aus seiner Münchner Zeit bei Professor Steinbeck am Klinikum Großhadern sehr viel Erfahrung aus der modernen Kardiologie mit. Er weiß, wie solche komplizierten Eingriffe anders und vor allem viel schonender für einen Patienten erfolgen können.
Im Operationssaal ist dabei das Know-how seines Füssener Kollegen Dr. Peter Schwarz im Bereich Ultraschall für das Gelingen der Feinarbeit enorm wichtig. Das Bild auf dem Monitor ist die Darstellung des Wegs des Katheters, der das Schirmchen an seinen Platz zwischen den beiden Herzvorkammern bringt. Wo „der Fehler sitzt“, haben die umfassenden Voruntersuchungen im Füssener Krankenhaus ergeben. „Wir sind hier technisch inzwischen sehr gut ausgestattet“, so der 41-jährige Kardiologe.  
Ein solcher Eingriff schließt das winzige Loch im Herzen durch ein Schirmchen millimetergenau. Es handelt sich um das Hightech-Produkt Amplatzer-Verschlussschirm.

Patienten wohlauf
„Mir geht es blendend. Ich schone mich noch ein bisschen. Meine ganze Familie freut sich mit mir. Denn wir waren alle von der Diagnose geschockt: Ich hatte nicht gewusst, dass ich einen Herzfehler habe, der angeboren ist. Mir fiel alles auf einmal schwer. Ich bin nicht mehr belastbar gewesen“, so die Ostallgäuerin zu „Füssen aktuell“ nach dem erfolgreich verlaufenen Eingriff. zurück liegt. „Mein Hausarzt hat mich ans Füssener Krankenhaus überwiesen. Hier hat sich der Verdacht Herzfehler bestätigt“, erzählt sie.
Die 65-jährige Dame war eine der ersten Patienten, die von Dr. Hinterseer über den neuen Eingriff informiert worden sind. „Alles machen wir mit der größten Sorgfalt“, betont der Facharzt. „Mein Team beherrscht die technischen Schritte dieser Behandlung. Wichtig ist die richtigen Patienten dafür auszuwählen.“
Auch der sportliche junge Mann aus der Nähe von Füssen wurde an diesem Freitagvormittag operiert und durfte am Samstag schon wieder nach Hause gehen. „Ich habe meine beiden Patienten natürlich vorher noch gründlich untersucht“, sagt Dr. Martin Hinterseer. „Wenn unser Fußballer wieder spielt, hat er ganz vergessen, dass ihn ein eingesetztes Schirmchen schützt.“
Bei einer Info-Veranstaltung im Füssener Krankenhaus zum Thema „Herzrhythtmusstörungen“ wurde von einer Besucherin auch der ganz praktische Vorteil dieses neu angebotenen Eingriffs erkannt. „Wenn ich diese Operation machen lasse, muss ich nicht nach München oder Augsburg, sondern kann hier im Krankenhaus bleiben.“

 

Eingriff am wachen Patienten

Der Patient bleibt ansprechbar. Er bekommt – falls nötig – ein leichtes Beruhigungsmittel. „Nach einer Lokalanästhesie in der rechten Leiste wird die Oberschenkelvene mit einer dünnen Nadel punktiert. Ich schiebe einen feinen Draht durch die Vene vor, entferne die Nadel wieder und führe eine Schleuse – einen kurzen Katheter mit dem Verschlussschirm – in die Vene ein“, so der Kardiologe. Das sind die üblichen ersten Schritte des Eingriffs, bei dem der bei der Untersuchung mittels Ultraschall erkannte Herzfehler sorgfältig behoben wird. Wenn der Schirm richtig platziert ist, wird er vom Führungsstilett gelöst und zentriert sich über das Loch. „Unsere Arbeit ist erledigt. Das Schirmchen macht sich von allein ganz fest.“

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